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Trauerarbeit

KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER

27/09/12 Großaufgebot für ein anspruchsvolles Programm: Das Mozarteumorchester eröffnete die Herbstsaison der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus unter Oleg Caetani. Die Brüder Markus und Michael Tomasi begeisterten als Solisten in einer Rarität von Camille Saint-Saens. Morgen Freitag (30.9.) sind Markus Tomasi, seit 1983 Erster Konzertmeister des Mozarteumorchesters, und die Geigerin Eva Maria Tomasi die Solisten. 

Von Horst Reischenböck

Einen verkappten Salzburg-Bezug hatte gleich das erste Werk: In den Nachkriegswirren 1945 wurde Anton Webern in Mittersill von einem Besatzungssoldaten –  versehentlich - erschossen. Weberns Sechs Stücke op. 6 für Großes Orchester kreisen um einen Trauermarsch, der – in der geforderten großen Besetzung - vom Mozarteumorchester wuchtig ausgespielt und von Gastdirigent Oleg Caetani präzise beschworen wurde. Auch die vielfältigen instrumentalen Klangfarben Weberns, kamen in feinen Nuancen.

Auf Webern folgte ein mehrfaches Debüt. Einmal insofern, als Konzertmeister Markus Tomasi an diesem Ort noch nie zusammen mit seinem Bruder, dem Cellisten Michael Tomasi, zu erleben war. Und dies nicht etwa, wie zu erwarten, mit dem Doppelkonzert von Johannes Brahms, sondern mit einer Rarität: mit „La muse et le poète“ e-Moll op. 132 von Camille Saint-Saëns. Das Stück ist 1910 als Klaviertrio entstanden und erhielt vom Verleger Durant seinen Titel. Diese Urfassung hat wenig Bezug zur Orchesterfassung mit dem Dialog der beiden Soloinstrumente, die sich nur an wenigen Stellen vereinen. Jedenfalls schlummerte die Orchesterfassung, die, welchen Gründen auch immer, im Todesjahr von Saint-Saëns zurückgezogen wurde, in der Bibliothèque National de Paris, bis sie dort von Michael Stegemann entdeckt wurde: ein formal sehr freies Violinkonzert mit sekundierendem Violoncello, dem sich die Brüder Tomasi in absolutem Einverständnis miteinander hingebungsvoll und tonschön widmeten. Michael Tomasi ist Lehrbeauftragter für Violoncello an der Universität Mozarteum.

Den Abschluss des Eröffnungskonzertes bildete Pjotr Iljitsch Tschaikowskys „Pathetique“, die Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74. Gern wird das Finale als des Komponisten eigenes Requiem gedeutet – was allerdings insofern zu hinterfragen ist, als zeitgleich sein absolut positiv gestimmtes drittes Klavierkonzert entstand… Dennoch: Nie zuvor sind Resignation und Ergeben in das Schicksal so erschütternd in Töne gegossen worden wie im Adagio der „Pathetique“.

Nach dem Kampf der Durchführung im Kopfsatz, dem zauberhaft leicht angegangenen „hatscherten“ Walzer im zweiten Satz und dem geradezu gewaltsamen daherstapfenden Triumphmarsch bezauberte das Mozarteumorchester mit dem bewegenden Finale. Ein berührender in Stille nachklingender Schluss. Oleg Caetanis beschwörender Gestik folgten willig alle Mitstreiter am Podium: einmal mehr die prächtigen Holzbläser und das Glanzlichter strahlend aufsetzende Blech hinter der sonor aufspielenden Streicherriege.

In dieser Saison bestreitet je ein Orchester die jeweils aufeinander folgenden drei Konzerte in den Zyklen der Kulturvereinigung. Nach den Familien Tanski und Weinmeister in den vergangenen Jahren präsentiert die Kulturvereinigung in dieser Saison mit den Geschwistern Tomasi eine weitere Salzburger Musikerfamilie. Heute Donnerstag (29.9.) spielt das Mozarteumorchester mit der Geigerin Marie Christine Klettner Niccolò Paganinis D-Dur-Konzert op. 6. Morgen Freitag (30.9.) sind wieder Mitglieder der Musikerfamilie Tomasi die Solisten: Eva-Maria Tomasi und Markus Tomasi bringen mit dem Konzert Nr. 2 für zwei Violinen von Bohuslav Martinu eine weitere Rarität zu Gehör. An beiden Abenden steht Tschaikowskis „Pathétique“ auf dem Programm.

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Bild: MOS/KV/Alessandro Cappone

 

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