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Einer der ganz Leisen und gang Großen

TODESFALL / WOLFGANG GLÜCK

18/12/23 Sein Film Der Schüler Gerber (1980) mit Gabriel Barylli und Werner Kreindl gehört zum Kanon des österreichischen Films. Eine weitere Verfilmung eines Buchs von Friedrich Torberg, 38 – Auch das war Wien, fand internationale Aufmerksamkeit. Dieser Film von Wolfgang Glück wurde 1987 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert.

38 – Auch das war Wien thematisierte den Umgang Österreichs mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Es war der erste österreichische Film überhaupt, der zu solchen Ehren kam. Wolfgang Glück fungierte dann selbst von 1989 an bis nach 2000 als Mitglied der Academy ofMotion Picture Arts and Sciences, die jährlich die Oscars vergibt. Billy Wilder und Fred Zinnemann hatten ihn für dieses Gremium empfohlen. „Man muss aber immer Geld zahlen. 250 Dollar im Jahr. Und das mach ich schon lange nicht mehr. […] Wenn man nicht mehr zahlt, ist man raus“, erklärte Glück dazu 2014 in einem Falter-Interview.

Ironie war ihm nicht fremd, bei der satirischen Radiosendung Der Watschenmann arbeitete er als Autor und Regisseur mit. Noch in seiner Schauspieler-Zeit (am Burgtheater) wurde Wolfgang Glück Mitarbeiter beim Sender Rot-Weiß-Rot, dann arbeitete er vier Jahre lang als Regieassistent bei der Filmgesellschaft Schönbrunn-Film. Gegen Ende der 1950er Jahre entstanden die ersten Regiearbeiten für den Film.

Mit Wolfgang Glück ist „ eine der leisesten und bescheidensten Größen des österreichischen Kinos mit 94 Jahren von uns gegangen“, heißt es in einem Nachruf des Verbands Filmregie Österreich. Zur ersten und einzigen karriereumspannenden Retrospektive des Schaffens von Wolfgang Glück 2017 durch das Filmarchiv Austria schrieb sein Regiekollege Paul Poet: „Der Filmemacher als Gentleman. Eleganz. Witz. Kultiviertheit. Ein Mann von Welt, den Zeigefinger zwinkernd unter dem Glacé-Leder erhoben. Die Karriere des Wolfgang Glück ist wie keine zweite. Verschmitzt tänzelt der Österreicher zwischen großen Festspielen und kleinen Fernsehspielen hin und her, wurde Wegbereiter des literarischen Arthouse-Kinos, von Vergangenheitsbewältigung auf der großen Leinwand, von TV-Theater mit Klasse, von experimentellem Bildungsfernsehen. Zudem war er ein wunderbarer Pionier des europäischen Genre-Films. Max Ophüls, Lubitsch, Bergman, sie standen Pate für Glücks feinsinnigen, belesenen Stil.

Er war ein unglaublich vielseitiger Regisseur, auch im Bereich des Theaters und der Oper. An vielen großen Häusern in Österreich und Deutschland hat er inszeniert. Sogar im Archiv der Salzburger Festspiele wird man fündig. 1952 spielte er hier eine kleine Rolle in Nestroys wenig bekanntem Stück Die Träume von Schale und Kern. Dreieinhalb Jahrzehnte später war er am Regiepult, für die Uraufführung von Gerhard Wimbergers Oper Wolf Dietrich Fürst von Salzburg. Auch im Salzburger Landestheater hat er Sprechstücke und Opern inszeniert, etwa Jacobowsky und der Oberst von Franz Werfel, Vineta von Jura Soyfer, aber auch Fidelio und La Traviata. Bei den Bregenzer festspielen hat er sich für Haydn-Opern stark gemacht, aber auch Fritz Hochwälders Historienstück Donadieu auf die Bühne gebracht.

Von 1994 bis 2003 war Glück (Gast-)Professor für Filmregie an der Filmakademie Wien, ab 1997 auch deren Leiter. Da war unter anderem Michael Haneke sein Schüler. Daneben war er seit 1971 Lektor am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Ferner war er als Gastprofessor in Graz, am Salzburger Mozarteum und am Wiener Max Reinhardt Seminar tätig.

Wolfgang Glück ist im 13. Dezember im 95. Lebensjahr verstorben. (dpk-krie)

Bild: Still von einem ausführlichen Videoporträt der Stadt Wien

 

 

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