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Wo gerade die Archäologen schürfen

HINTERGRUND / ARCHÄOLOGIE / STADT

06/10/23 Bevor man irgendwo in Salzburgs Altstadt in die Tiefe gräbt, sind immer auch archäologische Sondierungen notwendig. Jetzt gerade dort, wo die neue Dependence des Belvedere Wien errichtet wird: Im hinteren Hof der Neuen Residenz. – Auch auf dem Spitalsgelände in Mülln sind gerade Archäologen aktiv.

Der Großteil der zusätzlichen 1.300 Quadratmeter Ausstellungsfläche und die Verbindung zwischen dem Salzburg Museum und dem neuen Belvedere Salzburg werden unterirdisch unter besagtem Innenhof der Neuen Residenz geschaffen. Das ist ja gleichsam Epizentrum des römischen Salzburg, und die Mittelalter-Archäologen schauen dort ebenfalls genau hin.

Gunther Schwaiger, der zuständige Projektentwickler für das Land, informiert: „Die Grabungen laufen voraussichtlich bis Mitte 2024, die tatsächliche Dauer hängt aber natürlich davon ab, ob wertvolle Funde durch die archäologische Begleitung der Tiefbauarbeiten zu Tage kommen. Unsere Baustelle ist ausschließlich vor der Post und dem ehemaligen Panorama-Museum in Richtung Residenzplatz eingerichtet.“

Der Standort Neue Residenz des Salzburg Museum – einer von insgesamt acht – wird ab 30. Oktober bis zur Fertigstellung der Umbauarbeiten vorübergehend die Türen schließen. „Teile der Sammlung werden jedoch ab 2024 unter dem Motto „Gastspiel“ in Stadt und Land Salzburg gezeigt. Alle anderen Standorte des Salzburg Museum bleiben weiter geöffnet“, so Direktor Martin Hochleitner.

Abgesehen vom Salzburg Museum bleiben über den Oktober hinaus alle anderen Einrichtungen, die sich in der Neuen Residenz befinden, weiterhin öffentlich zugänglich. Das gilt sowohl für die Post, die im nahegelegenen Posthof den Betrieb aufrechterhält, als auch für das Heimatwerk und das Café MUS.

Eine zweite archäologische Großbaustelle der Stadt ist derzeit auf dem Spitalsgelände in Mülln. Da wird seit einigen Wochen schon das künftige Baufeld für den Neubau der Inneren Medizin III durchgeackert. Auf einem Teil des Geländes bestand bis vor etwa 125 Jahren ein Friedhof. Dort sind jetzt nicht die Römer- oder Mittelalter-Spezialisten unter den Archäologen gefragt, eher die Anatomen, Anthropologen und Pathologen. Die vielen Skelette, die man nun ausgräbt, lassen Rückschlüsse zu darauf, woran Patienten in früheren Jahrhunderten gelitten haben und wie sie zu Tode gekommen sind.

Der Friedhof wurde im Jahr 1695, also gleich nach der Gründung des St-Johanns-Spitals, angelegt. Zuerst diente er als reiner Krankenhausfriedhof, ab 1791 wurden aber auch Verstorbene aus den angrenzenden Gebieten, also Mülln, Riedenburg und Maxglan, hier bestattet. Bald stellte sich heraus, dass das Gelände zu klein war. Es dauerte aber bis 1879, bis der heutige Kommunalfriedhof als zentraler Friedhof für die Stadt in Betrieb genommen wurde. Laut historischen Quellen fand im Jahr 1896 das letzte Begräbnis am Spitalsfriedhof statt, er bestand also knapp über zweihundert Jahre. 1901 wurde der Friedhof dann geräumt, also Grabbegrenzungen und Kreuze entfernt. Inwieweit auch die Gräber selbst ausgehoben worden sind, ist bis heute nicht bekannt. Darum werden die archäologischen Arbeiten am Gelände vom Bundesdenkmalamt begleitet und mit der größtmöglichen Sorgfalt von einer darauf spezialisierten Firma von Archäologinnen und Archäologen durchgeführt.

„Jeder Friedhof aus vergangenen Zeiten stellt eine wichtige Quelle für medizinhistorische und sozialwissenschaftliche Aspekte dar“, so Peter Höglinger vom Bundesdenkmalamt. Bisher wurden Fundamente ehemaliger Friedhofsgebäude mit verschiedenen Anbauten aus unterschiedlichen Zeiten sowie ein Teil der Friedhofsmauer freigelegt. Zudem wurden bei den archäologischen Grabungen bislang etwa 150 Skelette geborgen. Insgesamt werden auf dem Areal des Baufeldes bis zu 500 Skelette vermutet.

Im Auftrag des Bundesdenkmalamtes lassen die Salzburger Landeskliniken die Skelette und gefundenen Knochen nun ausführlich wissenschaftlich analysieren. Die Funde werden nach der Bergung von einer Anthropologin auf gewisse Merkmale wie Alter und Geschlecht, aber auch etwaige Verletzungen und Mangelerscheinungen untersucht, anschließend eine archäologische Dokumentation erstellt. „Wenn diese Befundungen abgeschlossen sind, werden die Skelette würdevoll bestattet, und zwar voraussichtlich am Kommunalfriedhof“, betont Dozent Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken. (Landeskorrespondenz/SALK/dpk-krie)

Bilder: SALK

 

 

 

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