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Senkrecht und etwas schräg in die Tiefe

HINTERGRUND / ERWEITERUNG FESTSPIELBEZIRK

30/08/23 Der Geologe Hartwig Kraiger nimmt eine Gesteinsprobe in die Hand. Bauerbeiter haben sie soeben aus einem gut zehn Zentimeter breiten Zylinderrohr herausgeholt. So sieht der Stein in vier, fünf Metern Tiefe aus. Nagelfluh heißt dieses sehr spezielle Konglomerat. Es hat sich aus Kiesen verfestigt. Aus dem Neutor-Inneren ist einem das vertraut. Auch für viele Salzburger Altstadthäuser war Nagelfluh willkommenes Baumaterial.

Von Reinhard Kriechbaum

Nicht wundern in den nächsten drei oder vier Monaten über Bohrtürme auf dem Mönchsberg. Die Festspiele stehen dahinter. Aber sie wollen nicht ihr Budget aufbessern in der Hoffnung, auf Erdöl zu stoßen. Es geht um die Erweiterung des Backstage-Bereichs, speziell um den geplanten Zubringertunnel vom Neutor aus und um eine große Kaverne, eine künftige Montagehalle für Bühnenbilder. Die Bühnenräume und die entstehenden neuen Werkstätten sollen ja im Lauf des nächsten Jahrzehnts von hinten, von der Bergseite aus zugänglich gemacht werden. Da sind, bevor's ans Eingemachte im Berg geht, Probebohrungen angesagt. Schließlich muss man wissen, was genau einen erwartet.

Elf solche Bohrungen werden nun gemacht, etwa hundert Meter in die Tiefe. Manche laufen senkrecht, andere wird man von der Bergwand seitwärts schräg nach unten treiben. Einige der Stellen zwischen Neutor-Durchstich und dem Garten der Edmundsburg sind gut zu erreichen, für drei Bohrungen aber muss das technische Equipment erst per Hubschrauber angeliefert werden, erklärt Gunter Kühne von der Bohrgesellschaft Roßla aus Sachsen-Anhalt. Solche Bohrungen sind Spezialistensache. Der Bauleiter Michael Brandauer erklärt, man habe das Zeitfenster jetzt auch gewählt, weil es ökologisch günstig liege. „Jetzt brütet kein Kuckuck.“ Journalisten durften am Mittwoch (30.8.) zur Mittagszeit zusehen beim ersten „Anstich“. Meter für Meter treibt man das Loch voran, man holt also in Meter-Stücken Gesteinsproben nach oben. Diese werden dann in Holzkisten mit länglichen Unterteilungen nebeneinander aufgelegt. So können die Fachleute von der TU Graz Rückschlüsse auf die Beschaffenheit im Inneren des Berges ziehen.

„Der Nagelfluh ist sehr kompakt, sehr fest“, versichert der Geologe Hartwig Kraiger. „Es eignet sich bestens fürs Herausschneiden von Hohlräumen.“ Werden die Feuchtigkeit, der durchsickernde Regen nicht eine Herausforderung sein? Es gebe in diesem Bereich des Mönchsbergs unmittelbar hinter den Festspielhäusern keine Klüfte, durch die Wasser einsickern könnte. Außerdem wird man in der Kaverne nicht das Gestein sehen. „Es wird innen ein Gebäude errichtet“, mit Abständen zum Fels. Das ist ein Unterschied beispielsweise zu den einstigen Plänen fürs Guggenheim-Museum, wo man die Felswände bewusst sichtbar machen wollte.

„Die Probebohrungen schaffen Sicherheit für die weiteren Planungsschritte“, erklärt Lukas Crepaz, Kaufmännischer Direktor der Festspiele. Er verweist angesichts des Mammutprojekts der Festspiele darauf, dass diese Verbesserungen der Infrastruktur auch vielen anderen Kulturinstitutionen zugute komme, die das Jahr über die Festspielhäuser nutzen, vom Landestheater über die Kulturvereinigung bis zum Adventsingen. „Schließlich besuchen aufs Jahr gesehen 850.000 Menschen diese Spielstätten.“ Im Berg selbst entstehen eine Montagehalle, Technik- und Lagerräume sowie Proberäume. Und eben auch der Tunnel, der vom Siegmundstor (Neutor) aus abzweigt. „So wird der wesentliche Anlieferverkehr in den Berg verlegt und dadurch Hofstallgasse sowie Altstadt entlastet“, so Michael Brandauer, Projektleiter Festspielbezirk 2030.

Die Jahreszahl 2030 ist unterdessen aus Kostengründen obsolet, bis 2032 soll alles fertig sein. Mit den Aushubarbeiten im Berg will man im September 2025 beginnen.

www.festspielbezirk2030.at gibt Auskunft über den Projektverlauf
Bilder: dpk-krie

 

 

 

 

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