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„Eine der ersten akademischen Mütter der Theologie“

HOCHSCHULWOCHEN / THEOLOGISCHER PREIS

03/08/23 Als „streitbare und immer wieder auch umstrittene Pionierin der feministischen Exegese“ hat sie oft Neuland beschritten: Susanne Heine hat am Mittwoch (2.8.) für ihr den Lebenswerk den Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen bekommen.

Susanne Heine sei seit den 1980er-Jahren eine der „zentralen Persönlichkeiten der Theologie sowie des interreligiösen Dialogs in Österreich“ und werde als für ihre „Sachlichkeit, Ausgewogenheit und Konstruktivität" bekannte Intellektuelle national wie international geschätzt“, heißt es in der Begründung der Jury. Die evangelische Wissenschafterin habe wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Disziplinen der Religionspsychologie, der Religionspädagogik sowie der feministischen Theologie an den Theologischen Fakultäten zentral etablieren konnten. Zudem habe sie sich stets intensiv um eine „vertiefte Verständigung zwischen Christentum und Islam“ bemüht.

In ihrer Laudatio würdigte die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser die Preisträgerin als „eine der ersten akademisch-universitären Mütter der Theologie weit über den deutschsprachigen Bereich hinaus“. Walser wählte für ihre Laudatio die ungewöhnliche Form eines fiktiven Briefwechsels mit der Geehrten. Darin streifte sie in einzelnen „Briefen“ anerkennend die vielen Forschungs- und Wirkungsbereiche Heines. Die Geehrte könne als eine „Pionierin einer modernen Religionspädagogik und -didaktik in Österreich und Deutschland“ gelten und habe sich stets auch um Wissenschaftskommunikation bemüht, noch bevor dies überhaupt zu einem Thema an den theologischen Fakultäten wurde.

In ihren Dankesworten beschrieb Susanne Heine ihr Leben als eine „Wanderschaft zwischen vielen Welten“ und gab zugleich einen Einblick in ein Forschungsgebiet, welches sie zuletzt intensiv bewegte: die Frage nach der Bedeutung der Natur als einem religiösen Konzept – und dessen Bedeutung für die Theologie und kirchliche Praxis. Schließlich fasziniere Natur als religiöses Thema heute viele Menschen und scheine „eine eigene Glaubensgemeinschaft geworden zu sein, die dadurch herausfordert, dass sie den Finger auf so manche theologische und kirchliche Wunde legt“, so Heine. Die Natur habe auch die Philosophie seit ihren Anfängen fasziniert und bewegt.

Susanne Heine ist überzeugt, dass Theologie und kirchliche Praxis bei allen kritischen Einwürfen durchaus von Natur als religiösem  Konzept lernen könne. Heine entwarf dazu Thesen, die ganz am Thema der heurigen Hochschulwochen – Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen – orientiert waren. So brauche es in Theologie und kirchlicher Praxis „weniger Gehorsamsforderung, mehr Hinhören auf das Gewissen“, „weniger Ermahnungen und Vorschriften, mehr Zutrauen in die Gaben des Menschen“, auch „weniger Unterdrückung der sinnlichen Strebungen“ und „weniger dogmatisch verhärtete Formeln“.

Susanne Heine wurde 1942 in Prag geboren. Von 1961 bis 1966 studierte sie Evangelische Theologie in Bonn und Wien sowie in Wien Philosophie. 1968 wurde sie zum Geistlichen Amt der evangelisch-lutherischen Kirche ordiniert. 1973 promovierte sie mit einer Arbeit zur Theologie des Paulus, die Habilitation folgte 1979. Von 1984 bis 1990 leitete sie das neu errichtete Institut für Religionspädagogik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien. 1990 wurde sie Professorin für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der Universität Zürich. 1996 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie das Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie bis zu ihrer Emeritierung 2010 leitete. Susanne Heine ist Ehrenvorsitzende der „Plattform Christen und Muslime“. (Kathpress)

Die Salzburger Hochschulwochen dauern noch bis 6. August – www.salzburger-hochschulwochen.at
Bild: KAP/HSW/Henning Klingen

 

 

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