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Akten in Quarantäne. Fotos in den Kühlraum

HINTERGRUND / LANDESARCHIV

27/09/23 Skalpell, Falzbein, Spatel und Pinsel sind ihr Werkzeug. Alte Dokumente ihre Schätze. Schimmelsporen ihre Gegner: Svenja Tempich ist die neue Leiterin der Werkstätten des Salzburger Landesarchivs.

Restaurierung, Buchbinderei und Digitalisierung zählen zu ihren Aufgaben als Werkstättenleiterin im Salzburger Landesarchiv in der Michael-Pacher-Straße. Alte Bücher, historische Landkarten, oft jahrhundertealte Akten, aber auch alte Fotos zählen zu den häufigsten Objekten, die auf ihrem Tisch landen. „Ich war schon immer von Papier und Büchern fasziniert. In meinem Beruf kommt man oft als einzige Person physisch an besondere Werke heran und sorgt dafür, dass sie lange erhalten bleiben und jede und jeder sie in verbessertem Zustand benutzen oder zumindest anschauen kann.“ Ihren Beruf sehe sie als „Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft“.

Die Restaurierung alter Dokumente erfordere Präzision, Vorsicht und oft viel Zeit: „Die Arbeit an einzelnen Objekten kann sich mit den nötigen Unterbrechungen, etwa für die Trocknung, über Wochen oder gar Monate erstrecken“, sagt Svenja Tempich.

Restaurierung ist oft Konservierung: In den Speichern des Landesarchivs lagern die nicht selten Jahrhunderte alten Dokumente bei optimaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit. „Als präventive Maßnahme dürfen die Archivalien nur bei der richtigen Temperatur – zwischen 19 und 21 Grad – und einer stabilen Luftfeuchtigkeit von 45 bis 55 Prozent gelagert werden“, erklärt die Expertin. „Fotos dagegen sollten so kühl wie möglich gelagert werden.“

Man möchte meinen, dass es die ganz alten Dokumente sind, die besondere Aufmerksamkeit verlagen. In der Praxis sieht es oft anders aus: „Früher wurden Materialen verwendet, die viel beständiger sind.“ Da ist noch lange nicht die Rede von Pergament. Sogenanntes „Hadernpapier“ aus Alttextilien wie Hanf oder Flachs ist viel beständiger als unser „neues“ Papier. „Aus Kostengründen kamen später vor allem holzhaltige Fasern dazu.“ Das darin enthaltene säurehaltige Lignin zersetzte das Papier schneller.

Die Bestände des Salzburger Landesarchivs aus dem Bereich der Landes- und Bezirksverwaltung – sprich, die Aktenberge – wachsen laufend. Das kann heikel werden, nicht nur aus Platzgründen. Neuere Akten werden ja wohl „sauber“ sein. Bei älteren ist das nicht so sicher: „Nach der Übernahme in der Michael-Pacher-Straße müssen die einzelnen Objekte gegebenenfalls auf Schimmelsporen getestet, bevor es in den Speicher kommt. „Ist der Test positiv, folgen Quarantäne und fachgerechte Reinigung.“

Wenn trotz optimaler Lagerung Schäden auftreten oder Objekte beschädigt im Archiv eintreffen, greift Svenja Tempich Skalpell, Falzbein, Spatel und Pinsel. Manchmal gehört da und dort Papier ergänzt: „Für Restaurierungen verwenden wir Japanpapier. Das ist ein sehr reißfestes und alterungsstabiles Papier, das mit Weizenstärke gekleistert wird“, erklärt die Werkstättenleiterin.

Interessierte Gäste können Dokumente oder Archivalien im Landesarchiv einsehen. In früheren Jahren wurden, auch wertvollere Blätter im Original vorgelegt. Das ist jetzt nicht mehr so: „Besonders schützenswerte oder sehr oft von den Benutzern des Archivs angefragte Objekte wurden digitalisiert.“ Die hauseigene Reprostelle im Landesarchiv verfügt über die dafür nötigen Spezialgeräte. „Somit ist sichergestellt, dass diese unwiederbringlichen Zeugnisse der Geschichte Salzburgs die nächsten Jahrhunderte überdauern.“ (LK / dpk-kaba)

Bilder: Land Salzburg/Alexander Paier

 

 

 

 

 

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