Volksmusik und „neue“ Musik sind beste Freunde
MOZARTEUM / 30 JAHRE VOLKSMUSIK
21/04/22 „Wenn wir von Volksmusik reden, reden wir von der Volksmusik der letzten siebzig Jahre. Es kommen ständig neue Strömungen dazu. Was die Volksmusik von heute ist, werden wir erst in 50 bis 70 Jahren wissen.“ Anton Gmachl unterrichtet „Volksmusik“ an der Universität Mozarteum.
Von Heidemarie Klabacher
Geige. Klavier. Klarinette. Eventuell Horn. Das verbindet man mit dem Gedanken an ein Instrumentalstudium am „Mozarteum“. Eher nicht fallen einem Hackbrett und Zither ein – obwohl es seit dreißig Jahren an der heutigen Universität ein Studium der Volksmusikinstrumente gibt. „Dreißig Jahre nach dem Start des Experiments bildet das Studium der Volksmusikinstrumente einen wesentlichen Teil der Lehrerinnenausbildung.“ Die Zeit vergeht – „die ersten Schülerinnen und Schüler der ersten Absolventinnen und Absolventen beginnen bereits ihre Bachelor- und Masterstudien in Harmonika, Hackbrett oder Zither“.Studiert werden kann in beliebigen Kombinationen mit anderen Instrumenten.
Das erklärt Anton Gmachl, Lehrender für Volksmusik an der Universität Mozarteum. Sein großes Anliegen: „Es ist wichtig, dass die Studierenden über den Tellerrand schauen und experimentieren. So beginnen neue Entwicklungen und es bricht gerade irrsinnig viel auf“, sagt Anton Gmachl. Er nennt etwa Herbert Pixner, der die Harmonika auf die Bühne bringt , die Oberkrainer-Musik oder Tanzmusik, die derzeit eine Renaissance erlebten. Vieles werde neu entdeckt und erfunden. „Man spürt die Lust am Tun.“
Die Unterscheidung E-, U- oder V-Musik ist ohnehin kritisch zu betrachten. „In der Volksmusik gibt es Musikpraktiken, wie etwa Taktwechsel, die musikalisch höchst spannend sind. Es gibt Motive, die sich in der Hochkultur wiederfinden. Es gibt Musiziertechniken, die man in der Neuen Musik und in der Volksmusik findet – aber nicht dazwischen.“ Vocal Arts und Jodeln sind einander ja nun wirklich nicht fern und selbst spoken word ist ein naher Verwandter...
Der Begriff „Volksmusik“ solleeher als ein „Überbegriff für einen Zugang zum Musizieren an sich gelten“, , so Anton Gmachl. „Etwa für Lieder, die nachgepfiffen und zum Gassenhauer werden.“ Es sei „vielleicht ein Ziel für die nächsten dreißig Jahre, die Volksmusik noch hoffähiger zu machen, andere Besetzungen zu ermöglichen, kreativ an die Musik heranzugehen, tolerant gegenüber Anderem zu sein“.
So komme „Volksmusik“ auch nie ein Ende, werde, im Gegenteil, sich immer weiterentwickeln. So würden vielleicht auch junge Komponistinnen und Komponisten, „die etwa die Harmonika kennen und sich mit ihr beschäftigen“ motiviert, „etwas für die Harmonika zu schreiben“. Und Volksmusik bleibt lebendig.
Das Hinterfragen und Über-den-Tellerrand-Hinausschauen, „immer mit Bewusstsein für die Wurzeln der Volksmusik“, bestätige sich zum Dreißiger der Abteilung am Mozarteum nicht nur als zentraler Punkt im Studium, sondern auch im Festkonzert, das gemeinsam mit der Hochschule Luzern stattfindet: „Es gab bereits eine Zusammenarbeit mit der Schweizer Hochschule, die zu einem Austausch mit nachhaltiger Wirkung führte“, berichtet Anton Gmachl. Der Zugang zur und die Entwicklung der Volksmusik sei in Österreich und in der Schweiz zwar verschieden, „aber durch das gemeinsame Musizieren konnte viel bewegt werden“.
Gefeiert wird ein doppeltes Jubiläum: Dreißig Jahre Volksmusik an der Universität Mozarteum und 15 Jahre Volksmusik an der Hochschule Luzern werden an zwei Abenden mit Konzerten von Studierenden und Lehrenden aus Salzburg und Luzern gefeiert. In Salzburg zu Gast ist das Ensemble Alpini, bestehend aus Volksmusik-Studierenden der Schweiz unter der Leitung von Nadja Räss. Die Musikprofessorin ist zugleich ein der bedeutendsten Jodlerinnen der Schweiz. Das Festkonzert nehme man daher auch zum Anlass „einer lustvollen Gegenüberstellung des Jodelns in der Schweiz und in Österreich“. Da soll übrigens auch das Publikum einstimmen...
Dreißig Jahre Volksmusik am Mozarteum – die Termine: Konzertam Freitag (22.4.) um 19.30 in der Bachschmiede Wals; Konzert & Festveranstaltung unter dem Titel Strömungen - ein Fest für die Volksmusik am Samstag (23.4.) um 16 Uhr im Solitär - www.uni-mozarteum.at
Bilder: www.uni-mozarteum.at / Alpentöne Festival 2021