Der „Weg des Delinquenten“
BUCHBESPRECHUNG / GRENZWANDERUNGEN
29/04/14 Klingt nicht gerade vielversprechend: „Weg des Delinquenten“. Er führt von Mattsee nach Lochen am See und führt dem Wanderer die grausame Gerichtsbarkeit im Mittelalter vor Augen. Vor der Exekution in Astätt, wo sich bei der kleinen Filialkirche die Köpfstätte befand, verbrachten die Verurteilten im „Arme-Sünder-Stüberl“ beim bayerischen Wirt ihre letzten Stunden.
Wandern entlang von Grenzen und dabei Geheimnisse erfahren, die von Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen gelüftet werden: Dies erwartet den Leser des Buches „Grenzwanderungen“. Es ist der dritter Band in der Reihe „Natur- und Kulturerlebnisführer“, herausgegeben von der Universität Salzburg, vom bewährten Team aus Horst Ibetsberger, Hans Steyrer, Ewald Hejl und Lothar Schrott.
Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von Pius Walder, einem in seiner Heimat Osttirol bekannten Wilderer. In den 1970er Jahren wurde Walder hinterrücks erschossen. Die einen sagen, er sei ermordet worden, die anderen sind der Meinung, dass den Wilderer die gerechte Strafe ereilt habe. Die Geschichte des Wilderers Pius Walder hat der prominente Autor Roland Girtler in eine Wanderung auf den geheimen Wegen der Wilderer im Ausseer Land eingebunden. Heutzutage sind sie so geheim nicht mehr, man braucht nur eine Wanderkarte.
Wandern und erfahren, was sich in der Gegend abgespielt hat, das ist das Ziel der Autoren des Buches. „Es war uns wichtig, im dritten Band des Kultur- und Naturerlebnisführers 'Grenzwanderungen' auch auf Geschichte und Kultur einzugehen, weit über den bisherigen geographischen und geologischen Schwerpunkt hinaus“, betont Hans Steyrer vom Fachbereich Geographie & Geologie der Universität Salzburg.
Auch über die Geschichte von Oberndorf und Laufen wird berichtet. Die Wanderung führt durch beide Grenzstädte, quasi drent und herent. Bestimmt wurden die Geschicke von Oberndorf und Laufen stets durch die Salzach und die Schifffahrt. Der Wanderer erkennt, dass beide Städte ein großes Gemeinsames bilden, marschiert entlang von Sehenswürdigkeiten und erfährt, dass dort, wo sich heute das Stille Nacht Museum befindet, ursprünglich der Stadtkern von Oberndorf war. Aufgrund der ständigen Hochwassergefahr wurden schließlich Ortskern und Kirche in sichereres Gebiet verlegt, eben dort wo man sie heute vorfindet. „Wir haben die Fakten ausgegraben und erzählen die Gschichtln und Geschichten dazu“, sagt Horst Ibetsberger. (Universität Salzburg)