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NACHRUF CHRISTIAN WALLNER

Auch Barbara Wolf-Wicha, Vorsitzende des Salzburger Landes-Kulturbeirats, trauert um Christian Wallner, den Begründer der MotzArt-Woche. Er habe sich, so schreibt sie, "in die Politik eingemischt, hat Position bezogen. Er hat seinen Finger auf die Schwachstellen der heimischen Kulturpolitik gelegt – in klaren Worten, oft auch in Zwischentönen." 

Ein Leben zwischen dem Apollinischen und dem Dionysischen

12/03/10 Die Salzburger Szene ist ärmer und wohl auch kälter geworden. Kaum je war ein Mensch ein solcher Inbegriff dessen, was mit „Kultur“ verbunden ist. Christian Wallner hat sein Leben gelebt, er hat es geliebt - und ist von uns gegangen.

Von Barbara Wolf-Wicha

Die feinsinnige Klinge, mit der er sich die Sprache in all ihren Facetten untertan gemacht hat, war vielen von uns ein Phänomen. Er hat sich in die Politik eingemischt, hat Position bezogen. Er hat seinen Finger auf die Schwachstellen der heimischen Kulturpolitik gelegt – in klaren Worten, oft auch in Zwischentönen. Kritisch aufzeigen wollte er, nie verletzen. Als er 1977 („Ruhe da hinten“) und 1978 („Machen Sie sich frei“) im obersten Stock des K&K auf dem Waagplatz den Grundstein für sein großangelegtes MotzArt-Festival legte, hat er ein Zeichen gesetzt in der „kabarettistischen Wüste Salzburg“. Ausgerechnet am Tag der Eröffnung der Salzburger Festspiele. Jedes Wort war mit Überlegung gesetzt. Ich erinnere mich, dass damals manch einem, der den vornehmen Festspielempfang mit dem Besuch seines Kabaretts tauschte, das oberflächliche Lachen stecken geblieben ist. Sein soziales, sein kulturpolitisches Engagement – in den Salzburg Kommissionen, in der Szene der Jugend, im Salzburger Landes-Kulturbeirat, in der ARGE, mit der Gründung des MotzArt Festivals, um nur einige zu nennen - waren beispielgebend. Aber auch sein soziales Engagement für Menschen, die am äußersten Rand der Gesellschaft stehen, sein Einsatz für die Krebsstation. Es war das Apollinische in ihm, die Disziplin, die ihn angetrieben haben.

Aber es wäre nicht Christian Wallner, hätte das Dionysische nicht einen ebenso starken Platz in seinem Leben gehabt. Der Genussmensch, der das Leben in vollen Zügen genossen hat. Er verstand es wie kein anderer, Feste zu feiern, mit seinen Freunden die Nächte zum Tag zu machen. Besuche bei den Wallners waren Ausflüge in kulinarische Tempel, die er zu zelebrieren wusste. Sein Erfolg – auch mit seinem MotzArt Festival – hat ihn stets weitergetrieben, ohne Rücksicht auf seine Gesundheit. Seine Malerei spiegelt diese Dualität aus dem Apollinischen und dem Dionysischen.

Den wirklichen Halt gaben ihm bis zuletzt seine Frau Annemarie und sein Sohn Max. Mit ihnen trauern wir – mit ihnen, im Gedenken an ihn und in der Fortführung seines Willens werden wir Christian weiterleben lassen.

 

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