Das komplexe „Paket Weltkulturerbe“
IM PORTRÄT / ALEXANDER WÜRFL
17/05/13 Er lebt mit Ehefrau, Sohn und Tochter in der Salzburger Altstadt, das ist ja schon eine sehr gute Voraussetzung für seinen Job. Alexander Würfl seit Mittwoch (15.5.) städtischer Beauftragter für das Weltkulturerbe. Einem, der im Freilichtmuseum Innenstadt wohnt, ist ein ausgewogener Blick zuzutrauen.
Von Cay Bubendorfer
Bis auf kurze Unterbrechungen habe er selbst immer im Kernbereich der Altstadt gewohnt, erzählt Alexander Würfl. Die juristische Begleitung und Betreuung von Projekten in der Innenstadt sei im Jahr 1991 sogar der ausschlaggebende Grund für seine Bewerbung im Baurechtsamt gewesen. Er ist 1963 in Hallein geboren worden und in Salzburg aufgewachsen. Sein Jus-Studium absolvierte er hier und in Wien.
Als Beamter ist Würfl also seit über zwanzig Jahren mit Altstadtbelangen befasst. Mit der Zeit, und überhaupt, seitdem er vor zwölf Jahren (2001) die baurechtliche Gesamtverantwortung für den Kernbereich der Altstadt übernommen hat, sei seine „Liebe zur Materie noch nachdrücklicher geworden“. Die kann er jetzt ausleben. Er wurde vom Gemeinderat zum weisungsfreien Ansprechpartner für das Welterbe-Management in der Stadt Salzburg berufen.
„Baubewilligungsverfahren in der Altstadt sind natürlich kompliziert“, bestätigt Alexander Würfl. In diesem Bereich gilt ein Sonderbaurecht, das auf den Schutz der historischen Substanz und damit auch des Weltkulturerbes abzielt. „Zugleich ist die Altstadt aber ein Ort, wo Menschen leben, arbeiten oder ihre Geschäfte betreiben.“
In diesem Punkt sind sich bekanntlich ICOMOS – die Hardline-Denkmalschützer auf UNESCO-Seite – und viele Bauwillige oder nach urbanem Flair Hungrige in letzter Zeit wieder in die Haare gekommen. DrehPunktKultur berichtete.
Die Begleitung und Überprüfung von Bau- und Umbauprojekten im Weltkulturerbe sieht Alexander Würfl daher nicht nur als juristische Aufgabe, sondern als komplexes „Paket“, an dem viele Beteiligte gemeinsam arbeiten – von den Bauherren und Architekten über den Denkmalschutz bis zu den Bewohnern, die zuständigen Behörden von der Feuerpolizei bis zum Arbeitnehmerschutz und natürlich ICOMOS als Unterabteilung der UNO-Sondereinrichtung UNESCO.
„Weltkulturerbe ist aus meiner Sicht eine Kommunikationsaufgabe“, sagt Alexander Würfl – und setzt nach: „Und eine Angelegenheit für alle Menschen.“ Sein Ziel als Salzburgs offizieller Weltkulturerbe-Beauftragter ist daher, gut funktionierende Kanäle auf und zwischen allen Ebenen zu forcieren und breites Bewusstsein dafür zu schaffen, was der Schutz des Weltkulturerbes im Einzelnen bedeutet. „Wir haben ja in der Stadt Salzburg eine sehr gute Basis für diese Ziele. Der Altstadtschutz ist hier ein Anliegen, das sowohl von den Bürgern als auch der Politik seit den 1960ern verfolgt wird. Im Stadtrecht ist der Schutz des Weltkulturerbes als vorrangiges öffentliches Interesse festgeschrieben, und zwar als Leitbild für alle, zusätzlich zu den längst geschaffenen Regelungen zur Altstadterhaltung und des Denkmalschutzes.“
Nach zwei Jahrzehnten im Altstadtschutz kennt sich Alexander Würfl in der Salzburger Kunst- und Architekturgeschichte „natürlich ganz gut aus“, betont aber im selben Atemzug: „Ich bin und bleibe Jurist. Das ist für mich auch ein wesentlicher Punkt, dass nämlich Experten aus allen beteiligten Sparten für den Schutz des Weltkulturerbes zusammenarbeiten und ihre Kompetenzen einbringen. Das können weder die Denkmalschützer und Kunsthistoriker alleine, noch die Architekten, noch die Ökonomen oder Juristen, sondern nur alle gemeinsam. Und das setzt eben gute Kommunikation in alle Richtungen voraus.“
Ideen, wie der Austausch von Informationen und Berichten im 21. Jahrhundert möglichst ohne Reibungsverluste funktionieren sollte, hat Alexander Würfl nicht nur im Kopf, sondern im ersten Schritt auch schon ausgearbeitet. (InfoZ)