„Das sind nicht nur ‚Klassenabende’, sondern fertige Liederabende, wie es sie draußen im Konzertbetrieb auch nicht besser gibt“, sagt Wolfgang Holzmair. Die Kunstuniversitäten Wien und Graz, die Anton Bruckner Privatuniversität Linz und das Salzburger Mozarteum beteiligen sich mit je einem Liederabend, mit einem jeweils einem eigenen Programm. Die Konzerte finden in allen vier Städten statt: „Das sind vier kleine Festivals und sechzehn Konzerte. Für die Studierenden der Liedklassen ist das eine ganz andere Herausforderung, als nur ein einzelnes Konzert oder ein Klassenabend“, weiß der Initiator Wolfgang Holzmair. „Sie haben am Ende des Monats vier Auftritte gehabt - daran werden sie wachsen.“
Nach Projekten zu Schubert, Mörike oder Goethe jetzt also Hugo Wolf zum 150. Geburtstag: „Wenn man sich einer Idee verpflichtet, ist das für die Sänger und für die Zuhörer spannender, als wenn man an einem Abend von der Händel-Arie bis zum Spiritual alles singt“, sagt Wolfgang Holzmair, der immer wieder einzelne Komponisten oder Dichter ins Zentrum von Liedprojekten mit seinen Studierenden stellt. Darin sieht Holzmair die Zukunft: „Der Liedgesang ist keine sterbende Gattung. Das glaube ich nicht. Wenn man klug programmiert, dann ist Liedgesang einfach interessant und wird angenommen.“
Hugo Wolf freilich ist etwas ganz besonderes: „Ohne die Liebe zum Gedicht erschließt sich die Musik von Hugo Wolf dem Zuhörer nicht ganz.“ Von den drei, vier größten Liedkomponisten, sei Wolf der „am meisten ans Wort gebundene“: „Er hat nur deutsche Gedichte vertont und ist geografisch scheinbar sehr an den deutschen Sprachraum gebunden.“ Dennoch gebe es eine „große Liebe zu Hugo Wolf in England und den Staaten“, weiß der international tätige Liedsänger. Hierzulande seien reine Wolf-Abende dennoch eher selten: „Außer man hat zwei Stars für das Italienische Liederbuch.“
Wolf-Lieder seien deswegen schwer zu singen, „weil sich die Gesangs-Melodie sehr oft nur aus der Sprach-Melodie erschließt“. Dennoch seien es keineswegs die Sänger, die Hugo Wolf scheuen: „Es sind eher die kleineren Veranstalter, die nur hin und wieder einen Liederabend anbieten, und dann nach den bekannten Zyklen fragen. Und nicht nach Hugo Wolf, der eine Mitarbeit des Publikums erwartet und eine gewisse Liebe zum Gedicht voraussetzt.“
Er selber habe, so Holzmair, schon in den allerersten Liederabenden zu Beginn seiner Karriere immer auch Liedgruppen aus dem Italienischen Liederbuch gesungen. Seine eigenen Studenten seien ebenso wie die Studierenden und Liedlehrer der anderen Kunstuniversitäten von dem Projekt leicht zu begeistern gewesen. „Meine ganze Klasse ist Hugo-Wolf-verrückt.“ Es singen morgen Dienstag (9.3.) zwar nur Sophie Mitterhuber, Eva Leitner und Andrè Schuen, "aber alle mussten das Programm lernen, falls jemand erkrankt". Bei einem Klassenabend am 19. April präsentieren aber auch die anderen dieses Programm.
Eine weitere Herausforderung bei Wolf sei es auch, „den Dialog mit den Klavier einzugehen“. Denn gerade bei Wolf sei das Klavier keine „Begleitung“, sondern ein meist selbständiger Kommentator, „der sagt, was der Sänger gar nicht mehr selbst sagen kann“.