Mit Geige und Klavier schienen sie durch Galerien mit heitersten Waldmüller-Gemälden oder durch die Seiten der abgründigsten Stifter-Erzählungen zu führen. Dabei war der inhaltlich so „romantische“ Duo-Abend stilistisch geprägt von geradezu „klassischer“ Zurückhaltung: Künstler solchen Kalibers haben es nicht nötig, Emotion und Tiefe durch Effekthascherei in Dynamik oder Agogik „zu machen“.
Benjamin Schmid und Ariane Haering vertrauen ganz den Noten, in denen ohnehin alles steht, um zu verzaubern: Dann kommt das „Elementar-Katastrophische“, das im Werk Schuberts auf takt- und haaresbreite neben der lieblichsten Wald- und Sternenheiterkeit droht, überwältigend zur Wirkung.
Ein „Musterbuch“ für diese extremen Emotionen ist Schuberts Rondeau brillante h-Moll D 895, quasi ein manisch-depressiver Vorfahre von Paganinis Capricen. Rauschender Strom und starrender Fels werden zum Ruheplatz am Wasser - und schon im nächsten Takt zum siebten Höllenkreis. Zum Zerreißen gespannte Haltetöne der Violine, vom Klavier fein differenziert untermalte Jagd- oder Wanderlust locker dahin geträllert: ein Mikrokosmos an Emotion.
Weniger virtuos, aber beinah noch aufwühlender, weil menschlicher im Maß: die Sonaten g-Moll D 408 und a-Moll 385 von Franz Schubert.
Ein wahres Zaubermärchen aus fein zerlegten glitzernden Akkorden, unruhgen Rhythmen und bockig stampfender Lebenslust war Ludwig van Beethovens letzte Sontate für Violine und Klavier Nr. 10 G-Dur op. 96. Wie sich mittels reinsten Gesanges ein Weg zur vollkommenen Ruhe finden lässt - das demonstierten Benjamin Schmid und Ariane Haering mit ihrer überidrisch schönen und innigen Wiedergabe des Adagos: Bewegender kann nur noch das Leben selber sein.