22/02/10 Für Florian Simma, der dem Mozarteumorchester seit knapp einem Jahr als Solocellist angehört, war das eine gute Gelegenheit. Er hatte an diesem Vormittag ja schon im dritten Satz von Brahms' Zweitem Klavierkonzert (B-Dur, op. 83) seine Visitenkarte abgegeben. In der Zugabe, zu der ihn Emanuel Ax gebeten hat, konnte er nochmal seinen auffallend warm timbrierten Ton in Schumanns erstem der "Fantasiestücke" ausspielen. Wann darf sich ein Orchestermusiker schon vor gewiss 1200 Besuchern (oder sogar etwas mehr) vorstellen?
Emanuel Ax ist eben als Solist alles andere als Egomane. Das hat man im Brahms-Konzert schon von den ersten Takten weg hören können, in denen Ax das Hornsolo (Wilhelm Schwaiger) mit einem deutlichen Hauch von pianistischer Wehmut unterlegte. Ein wenig hat es dann freilich gedauert, bis Ivor Bolton, das Orchester und der Solist zu einem gemeinsamen Tun fanden. Gerade im ersten Satz hätte man sich für manche Passagen noch ein paar Proben, zumindest ein besseres Fein-Tuning gewünscht (und dem Solisten da und dort auch mehr Tasten-Treffsicherheit). Aber spätestens im Appassionata-Satz war man aufeinander eingeschworen.
Es war kein dicklicher Brahms - also gerade recht, um nach einem späten Frühstück nicht auf den Magen zu schlagen. Die wattig-leichten pianistischen Formulierungen von Emanuel Ax haben über weite Strecken das Klangbild bestimmt. Und wie im Allegro grazioso die flinken Finger die Tasten bloß leicht antippten!
Im Zentrum freilich der dritte Satz als eine kleine, feine "Kammermusik", in der Emanuel Ax das Solocello geradezu zaubrisch "unterbutterte". Und diese intime Stimmung hat angehalten - bis ein Handy die Hörer penetrant zurückholte in die Realität eines tumben Massen-Kultur"betriebs".
Aber genau einem solchen widersagt man ja eigentlich im neuen Matineen-Zyklus des Mozarteumorchesters. Dieses Brahms-Konzert ist keineswegs ein bekömmliches Häppchen. Und Beethovens "Fünfte" mag mancher zwar als "kulinarisch" einstufen, aber sie ist natürlich auch eine Herausforderung zur Matineenstunde. Ivor Bolton hat das Schicksal nicht gar so heftig an die Tür pochen lassen (schon eher vorlaut die Pauke). Bolton setzte auf ein geschmeidiges Musizieren, in dem sich aufs Schönste Melodie an Melodie legte und viel Licht der Holzbläser durchscheinen konnte. Überhaupt nahm es die Stimmung an Helligkeit locker mit der Sonne draußen auf.