Wie samtweich und homogen die Horn- oder Posaunenchöre, die Menschen und Seelen gen’ Himmel geleiten. Wie virtuos und musikantisch die Holzbläser-Solisten, die ebenso bockig wie ätherisch zu tanzen verstehen. Was für Schlagzeuger, die der Himmelfahrt ebenso mitreißend den Takt vorgeben, wie dem Treiben auf Erden! Wie präzise und klangvoll die Streicher, die Tanzboden und Sphären mit ihrem Klang erfüllen….
Die jugendliche Heerschar aus Wien - die „Zweite“ Mahler bringt sogar die Cinemascope-Bühne des Großen Festspielhauses beinahe zum Platzen - hat dem Salzburger Publikum echt himmlische Freuden beschert. Herbert Böck hat das Wiener Jeunesse Orchester mit Umsicht und nicht nachlassender Zielgerichtetheit geleitet, das Riesen-Unternehmen in c-Moll zum verdienten Triumph geführt.
Auffallend und wohltuend die konsequente Zurückhaltung in der Lautstärke, spannend die klug aufgebauten Crescendi, die den wenigen wirklichen Fortissimo-Ausbrüchen unglaubliche Wirkung verliehen.Auch das Tempo war klug, eher langsam, gewählt: was trotz des großen Orchesterapparates immer Transparenz garantiert, im Maestoso aber doch gelegentlich den Wunsch nach einer Spur mehr drive geweckt hat.
Die Altistin Christa Ratzenböck hat das wundersame „Urlicht“ gesungen: Sie hat mit größter Zurückhaltung in der Lautstärke und edelstem Klang für viel zu kurze Augenblicke die Zeit zum Stillstehen gebracht. Kein Wunder, dass dieser Engel keine Chance hatte, mit seiner Zurückweisung…
Aus quasi himmlischen Sphären heraus hat auch die Sopranistin Ursula Langmayr sich hören lassen: Wie schlicht sie ihr „Auferstehen“ und ihr „Wieder aufzublühen“ aus dem Chorklang herausblühen und sich zu größter Strahlkraft hat entwickeln lassen, war einfach beispielhaft. Beide Soloparts: überwältigend schön.
Der von Wolfgang Mayrhofer einstudierte Linzer Jeunesse Chor hat in diesen Trost- und Triumphgesang mit der gleichen Musikalität und Kultiviertheit eingestimmt: auch hier größte Zurückhaltung und äußerste Konzentration auf die Weichheit und Homogenität des Klanges.
Mehr Lob geht nicht.
Fluch dafür auf jenen Mitmenschen, der die gesamte Aufführung hindurch immer wieder mit Blitz fotografiert (meist punktgenau auf Akzente im Schlagzeug hin - ein musikalischer Prolet offensichtlich) und das Finale mit mehrmaligem blitzen hintereinander wirklich sehr gestört hat.