Unter den sechs Millionen in der Nazi-Zeit ermordeten Juden waren 1,5 Millionen Kinder. Daran soll diese Schau erinnern. Die Bilder zeigen jüdische Waisenkinder und ihre Erzieher im französischen Heim „Maison d’Izieu“ während ihres Aufenthaltes von Mai 1943 bis April 1944. Die Fotos stammen aus mehreren Privatsammlungen von Menschen, die entweder selbst einige Zeit zwischen 1943 und 1944 im Kinderheim gewohnt oder dieses besucht haben. Es sind fröhliche Bilder, mit fröhlichen Kindern. Das Wissen um ihre spätere grausame Ermordung ist dadurch noch schmerzvoller.
In der Hoffnung auf Rettung hatte man die jüdischen Waisen nach Frankreich gebracht, mitten im Krieg lebten sie versteckt in dem Kinderheim 80 km von Lyon entfernt - bis ihnen die Nazischergen rund um den „Schlächter von Lyon“ Klaus Barbie auf die Spur kamen und sie deportierten. „Ein Mahnmal dafür, wie schrecklich Menschen sein können. Keines der Kinder zwischen 4 und 16 Jahren hat die Gaskammern von Auschwitz überlebt“, berichtet Ausstellungsorganisatorin Milli Segal.
Das Kinderheim in Izieu beherbergte mehr als hundert jüdische Kinder verschiedener Nationalitäten, deren Eltern bereits von den Nazis deportiert waren. Die Kinder hatten durch die Aufnahme in Izieu die Chance, der antisemitischen Verfolgung zunächst zu entkommen, bis es am Morgen des 6. April 1944 zu einer Razzia kam. 44 Kinder, die zu dieser Zeit im Heim waren, und ihre sieben Betreuer wurden auf Befehl von Klaus Barbie, Gestapo-Chef Lyon, festgenommen und deportiert. Zwei Jugendliche und Heimdirektor Miron Zlatin wurden in Estland erschossen, der Rest der Gruppe wurde nach Auschwitz gebracht und dort kurz nach der Ankunft vergast. Seit 1994 ist das Maison d’Izieu eine Gedenkstätte.
Die Universität Mozarteum gestaltet die Eröffnung dieser Schau in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde, der Organisation Elysium between two continents (New York) und der IG Komponisten - IGNM Salzburg. Es gibt ein Konzert heute, Donnerstag (23.9.) im Kleinen Studio. „Die musikalisch-literarische Collage setzt in kleinen Vignetten mutige Einzelschicksale in Szene, erzählt vom Widerstand und Freiheitskampf gegen die Übermacht des nationalsozialistischen Regimes, von Leidenschaft, Opferbereitschaft und Menschlichkeit inmitten blindwütiger Zerstörung“, schreiben Stefan David Hummel, Klemens Vereno und Michael Lahr, die das Programm zusammengestellt haben. Ergänzt wird dies Collage mit Werken Salzburger Komponisten, die sich mit diesem Thema auseinander gesetzt haben: Werner Raditschnig hat beispielsweise eine (Klanginstallation) entworfen, Johannes Kotschy ein Stück für fünf Posaunen und Pauken geschrieben – beides zu erleben im Foyer des Mozarteums zur Eröffnung.
Hannah M. Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich: „Nicht einmal 100 von 11.400 aus Frankreich deportierten jüdischen Kindern haben überlebt. In den Kindern traf die Verfolgung die Wehrlosesten, die noch am meisten Schutz brauchten, für die es besonders schwer war, das Erfahrene zu begreifen.“ (Universität Mozarteum)