„London ist nicht Salzburg“

STIFTUNG MOZARTEUM / FESTKONZERT LEOPOLD MOZART

05/04/19 So sind Feste zu feiern! Der 300. Geburtstag am 14. November steht noch an. Gefeiert wurde am Donnestag (4.4.). Nach der Eröffnung der Ausstellung Leopold Mozart. Musiker. Manager. Mensch im Tanzmeistersaal gab die Camerata Salzburg im Gedenken an Leopold Mozart ein würdiges virtuoses Festkonzert im Großen Saal des Mozarteums.

Von Horst Reischenböck

Es bedarf offenkundig immer wieder äußerer Anlässe, damit sich sowohl Wissenschaftler als auch Interpreten mit Persönlichkeiten der Musikgeschichte beschäftigen, die sonst an den Rand gedrängt werden. Oft ganz zu unrecht. Wie im Falle von Johann Georg Leopold Mozart, wie er mit vollständigem Namen heißt.

Sein Lebensmittelpunkt war Salzburg. Wie der Musikwissenschaftler Ulrich Konrad pointiert in seiner Festrede aus einem Brief zitierte, maß dieser an Salzburg einst nachweislich und kritisch etwa den Unterschied zu London. Nur gibt es in Salzburg bis heute keine Gedenktafel für Leopold Mozart – ohne den aus dem Sohn vielleicht nie „der“ große Mozart geworden wäre, „hätte er nicht von klein auf in seinem Vater das Beispiel eines gediegenen, in Geschmack und Handwerk gleich souveränen Musikers vor Augen gehabt“.

Wann ist in Salzburg zuletzt eines der Werke Leopolds Mozarts in einem Konzert zu hören gewesen? 1979! Im Rahmen der Mozartwoche, gespielt vom Mozarteumorchester unter Leopold Hager. Für die Camerata Salzburg war Mozart sen. bis dato überhaupt Neuland, welches sie nun beflügelt vom Gastdirigenten Andreas Spering, kundig und spielfreudig betreten hat.

Es muss nicht an die lange dauernden Querelen, welche der beiden „Lambacher“ Sinfonien Vater oder Sohn Mozart zuzuordnen sind, erinnert werden. Die Fachwelt ist sich heute einig, die bessere stamme von Leopold. Seine Sinfonie B-Dur LMV VII:B6 jedenfalls erklang am Beginn des Festkonzertes im Großen Saal des Mozarteums (firmierte diese auch einst unter KV 17 und wurde später in den Anhang verbannt). Noch vor Wolfgangs Geburt entstanden, bewegt sich das Werk in seinen vier Sätzen durchaus auf höchstem vorklassischem Niveau. Vorausgesetzt freilich, dass sie so zündend engagiert wie von der – als Kammerensemble mit 15 Streichern und handverlesenen Bläsern besetzten – Camerata Salzburg ausgeführt wird.

Im den anspruchsvoll virtuosen Soloparts des Konzerts Es-Dur LMV IX:9 für zwei Hörner und Orchester brillierten die Solisten Přemysl Vojta und Johannes Hinterholzer. Danach ging es spielfreudig weiter mit dem Gallimathias musicum KV 32 von Mozart jun. Zusätzlichen Witz erhielt dieser „musikalischen Nonsens“ durch die Inszenierung, in der alsbald die Hornisten nach draußen verschwanden und sich, bis auf sechs verbleibende Musiker, alle Instrumentalisten vom Podium verabschiedeten, sodass der Dirigent Andreas Spering selbst als Cembalo eilen musste... Die finale Fuge unterbrach dann noch God save the Queen - harmonisch so schräg, wie Englands Hymne vielleicht nach dem Brexit tönen könnte...

„Über 30 große Serenaden“ hat Leopold Mozart verzeichnet. Doch nur eine - die Serenade D-Dur- LMV VIII:9 - überdauerte dank einer Abschrift in Niederösterreichs Kloster Seitenstetten. Auf ihre Intrada und ein „sempe un poco piano“ zu spielendes Andante folgte beim Festkonzert Leopold Mozarts Trompetenkonzert, dessen Clarino-Töne (möglicherweise einst Andreas Schachtner zugedacht) auch heute noch virtuose Könner wie den Trompeter Kurt Körner fordern. Danach hatte es der Posaunist Dušan Kranjc mit seinem ebenfalls zweisätzigen Konzert-Einschub doch ein wenig leichter. Die geistvolle Unterhaltung wurde nach dem letzten 3/8-Takt-Presto stürmisch bejubelt.

Bild: dpk-klaba
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