Das Motto Aus dem Rahmen wurde vielfach und vielfältig zitiert. Der Rauriser Bürgermeister Peter Loitfellner erinnerte daran, dass „aus dem Rahmen fallen zum Leben dazugehört“. „Aus dem Rahmen fallen“ wurde also ebenso angesprochen wie „im Rahmen bleiben“. Die Intendanz, die sich seit nun zehn Jahren aus Manfred Mittermayer und Ines Schütz zusammensetzt, betonte die gesellschaftliche Relevanz der Literatur „für eine Gesellschaft, die vom Wanken der Pandemie ins Wanken des Krieges gegen die Ukraine kommt, und in der Literatur Welten vorfindet, die Hoffnung machen“. Die 52. Rauriser Literaturtage wurden von Landesrat Stefan Schnöll eröffnet, LH-Stellvertreterin Martina Berthold verlieh den Rauriser Literaturpreis an Marcus Fischer und den Förderungspreis an Felicia Schätzer.
In der Laudatio auf den Preisträger Marcus Fischer wurde dessen Debütroman Die Rotte zum „Glücksfall für Rauris“ erhoben, der Autor Marcus Fischer als „bodenständig, aber auch verloren“ charakterisiert. Der Roman Die Rotte ist für Laudator Gerhard Fuchs ein Text, „der das Äußere von Innen her in einer speziellen Syntax darstellt“, diese wirke „zum einen unabgeschlossen“ und „zum anderen nahe an der Alltagssprache“.
Fischers Lesung selbst war rhythmisch und gediegen angelegt, die präsentierten Passagen gaben einen Einblick in den Text, der das dörfliche Leben der 70er Jahre im Voralpenland vorwiegend aus der Sicht einer jungen Frau erzählt. Elfi muss sich in der Dorfgemeinschaft behaupten, heiratet jung und unglücklich und kämpft gegen persönliche und finanzielle Nöte. Ob der inhaltlichen Schwere des Romans war die Lesung überraschend beschwingt, was nicht nur Lust auf mehr Texte von Marcus Fischer machte, sondern auch den Bogen schloss zum amüsant gehaltenen Einstieg des Bürgermeisters. Ein Streifzug durchs Programm der nächsten Tage gibt einen Vorgeschmack darauf, was Literatur kann. Man darf sich auf mehr freuen!