„Auf der Suche nach einem Gasthof gingen wir über die Salzachbrücke. Wie Verstorbene sahen die hohe Festung und die steilen Berge auf uns herab. Der Mond war aufgegangen, das wunderliche Salzburg glich einer steilen katholischen Kirche mit hohen Altären von schwarzem Marmor. Die einzelnen halb italienischen Häuser am Flusse sahen wie kleine Betaltäre aus, und die Sterne strahlten Segen, Musik und Glanz bischöflicher Gewänder vom Hochaltare. Nur die Salzach, die tief unter der Brücke volle, hohe Wellen warf, störte die Kirchenstille.“
Der so einen Eintritt nach Salzburg beschrieb, war der schlesische Theaterkritiker und Redakteur der „Eleganten Zeitung“ und junge Autor Heinrich Rudolf Laube. 1806 geboren, konnte Laube im Juli 1833 seinen Plan einer längeren Reise verwirklichen, die von Leipzig aus über Bayern nach Salzburg und dann nach Tirol führte, von dort ging es über Norditalien und das südliche Österreich nach Wien und schließlich über Mähren und Böhmen wiederum nach Leipzig. Diese Reise fand ihren Niederschlag in den „Reisenovellen“, deren zwei erste Bände im Frühjahr 1834 erschienen.
In Österreich ist Heinrich Rudolf Laube vor allem als Direktor des Wiener Burgtheaters bekannt, dem er von 1849 bis 1867 vorstand und dieser Bühne europäische Bedeutung gab. Und von 1872 bis 1874 und nochmals von 1875 bis 1880 war Laube Leiter des Wiener Stadttheaters.
Die Reisenovellen sind durchzogen von der revolutionären Idee eines einigen Deutschland, war ja doch Laube als Burschenschafter tätig, der wenige Jahre nach seiner Reise sogar zur Festungshaft verurteilt wurde.
Doch lesen wir weiter, was Laube noch über Salzburg zu sagen hatte: „Es dünkte mich, wir kämen in eine Stadt, die seit zwei Jahrhunderten hinter den hohen Bergen vergessen worden sei. Als ich an die Haustür eines Gasthofes schlug, erschrak ich vor dem Lärm, den dieses Pochen in der schlafenden Gebirgsstadt hervorrief. (...)
Salzburg liegt an beiden Ufern der Salzach, rings von Bergen umschlossen, die sich nicht allmählich aus der Erde heben, sondern aus plattem, horizontalem Boden aufragen. Das Auge wird von ihrem Anblick wie geblendet. Es ist, als komme man in ein fremdes Theater, und das Lampenlicht lasse die Augen zuerst erblinden. Man hört Worte, aber keine Reden, sieht Figuren, aber keine Charaktere. Der Blick findet manche Schönheiten, kann sie aber noch nicht zur Harmonie zusammenschließen... Als ich am nächsten Morgen wieder auf der Brücke stand, und die alte Sonne mir warm und lachend in die Augen schien, als die Salzach morgenvergnügt durch ihr Bett sprang, und von oben herunter die Festung und der Mönchsberg im Morgenscheine wie junge Ritter aussahen, da gefiel es mir wohl. Voll fröhlicher Hoffnung stieg ich hinauf zu den Bergen.
Der Weg nach dem Kapuzinerkloster geht mitten aus der Stadt steil hinauf. Ein Mönch stand am Wege und betete. Die braune Kutte stach widrig schmutzig von der Reinheit seiner Umgebung ab. … Oben hinter dem Kloster begann ein fröhlicher grüner Wald, in dem ich höher und höher stieg. Es ist keiner der geringsten Vorteile des Lebens in Salzburg, so schnell mitten aus der Stadt in einen rauschenden Bergwald steigen zu können.“
Laube meinte nach seinem Spaziergang durch die Stadt, dass alle Bildsäulen auf die Sinnlichkeit des Krummstabes in Salzburg deuteten. Abschließend vermerkte er nach dem Besuch Hellbrunns: „Wir waren betrübt, dass die schönen Gemächer des bischöflichen Freudenschlosses jetzt schon so leer ständen; etwas Sünde und viel Freude sind doch besser als viel Tugend und säuerliche kleine Vergnügen.“
Soweit Laube über Salzburg.