Dort warten nicht Krippenfiguren auf die jungen Besucher, sondern eine echte „Heilige Familie“. Sie wird traditionellerweise von einem Schlechinger Ehepaar mit einem in diesem Jahr geborenen Kind dargestellt. – Auch dieses „Christkindlsuchen“, eine liebenswerte lokale Tradition, findet sich in dem Buch „Rätselhafter Chiemgau. Land und Leuten auf der Spur“ von Hans Gärtner.
Das Auf-die-Spur-Machen ist so wörtlich zu nehmen wie das Attribut „rätselhaft“: Die Annäherung an den bayerischen Landesteil rund um den Chiemsee ist verpackt in Rätsel. Der Autor, ein g’standener Pädagogikprofessor, zieht alle Register der verklausulierten Wissensvermittlung. Für nicht Ortsansässige braucht es gelegentlich ein wenig Durchhaltevermögen, aber das darf schon sein bei einem Rätselbuch.
Erfahren kann man jedenfalls einiges, anekdotisch, geographisch, kulinarisch. Wer war’s? Die Schauspielerin, die 93jährig in Siegsdorf gestorben ist und Thomas Bernhard zu ihren Freunden zählte, war beispielsweise Marianne Hoppe. Schon leichter ist es, auf die Musikpädagogin und Weggefährtin von Carl Orff zu kommen. Der Name der Mitaurorin vieler seiner pädagogischen Schriften sollte in Salzburg geläufig sein. Wer ist der Filmemacher, der im Chiemgau aufgewachsen ist und eine Zeitlang mit dem exzentrischen Klaus Kinski zusammenlebte? Und wer der hier seinen Lebensabend verbringende Dirigent, den man in München mit Spitznamen „Salla“ nannte?
Nichts wird hier verraten, da muss sich der Leser schon durch die Fragen, die Buchstabenketten und Kreuzworträtsel, Suchbilder und dergleichen kämpfen. Ein Schild vom Mozart-Radweg hat einige „Pecker“ abgekriegt, aber aus den fehlenden Buchstaben können Leute, die sich für Kultur interessieren, schon auch ihre Rückschlüsse ziehen. In dem Fall geht’s um ein Festival, das mit Konzerten auf Almen und dergleichen aufwartet. Die Welt ist nicht mehr so in Ordnung, nicht mal in dieser Gegend Bayerns: Auch da ist gelegentlich kultureller „Event“ angesagt. Aber er kommt gottlob (noch) recht bieder daher.