04/10/12 Offen gesagt, bin ich entsetzt über die Naivität einer Nationalbibliotheks-Leiterin der digitalen Archivierung gegenüber. Als ob es nicht schon vorgekommen wäre, dass Festplatten ihren Geist aufgeben, back ups vergessen oder erst gar nicht so eingerichtet wurden, dass eine aktualisierte Reserve als Ersatz hergenommen werden kann. Oder greift man dann im Fall eines Ausfalls der elektronischen Speicherung halt doch auf parallel archivierte reale Bestände zurück? War alles schon da. Was aber, wenn das eben nicht mehr gemacht wurde? Sendet man dann Hilferufe aus - auch alles schon da gewesen! - an Privatpersonen, ob sie eventuell noch ein Restexemplar zu Hause haben, welches dann ein zweites Mal digitalisiert werden kann?
Ich staune immer wieder, wie vertrauensselig wir uns gegenüber einer überproportionierten Technik verhalten, jetzt einmal davon abgesehen, dass – und hier stimme ich Tomas Friedmann vollkommen zu – gegenständliche Bücher als solche auch Wert zu schätzen sind. Und noch einmal abgesehen davon, dass das Lesen auf einem Monitor eine völlig andere Erlebensweise ist als in einem Buch oder einem Manuskript zu blättern, es ganz unvirtuell in der Hand zu halten...
Wollen wir uns wirklich einer Virtualität - so viele Vorteile sie auch hat, keine Frage - so vollkommen anvertrauen bzw. ausliefern?
Wolfgang Danzmayr