Die Philharmoniker in der DNA

TODESFALL / FRANZ BARTOLOMEY

04/12/23 Wie viele Sommer lang war Franz Bartolomey sommersüber in Salzburg tätig? Wohl von 1973, als er Mitglied des Staatsopernorchesters wurde, bis 2012, als er in Pension ging, als Erster Solocellist bei den Wiener Philharmonikern. Franz Bartolomey ist am 1. Dezember verstorben.

Von Reinhard Kriechbaum

Mitglied der Wiener Philharmoniker zu sein, das gehört in der Familie Bartholomey quasi zur DNA. Den in Prag geborenen Großvater Franz Bartolomey (1865–1920) hatte noch Gustav Mahler als Solo-Klarinettist an die Wiener Hofoper (und damit zu dem Philharmoniker) engagiert. Er war, wie ihm das Österreichische Musiklexikon bescheinigt, Begründer der Wiener Klarinettenschule. Vater Franz (1911–1988) war Geiger bei den Philharmonikern (und von 1966 bis 1970 Direktor der Wiener Symphoniker). In dritter Generation waren dann zwei Bartholomeys bei den Philharmonikern: der 1946 geborene Franz als Cellist und sein Bruder Ernst (1943–1996) als Geiger.

In den 1960er Jahren hat Franz Bartholomey einige internationale Wettbewerbe gewonnen. Von 1973 bis 2012 war er Erster Solocellist bei den Wiener Philharmonikern. Ab 1997 war er zudem Mitglied der Wiener Hofmusikkapelle. Nach der Pensionierung bei den Philharmonikern konnte man ihn auch im Orchestergraben der Königlichen Oper Kopenhagen als Solocellist antreffen. Er war auch viele Jahre lang Erster Solocellist des Festival Orchesters Luzern unter Claudio Abbado.

Franz Bartolomey war Gründungsmitglied des Küchl-Quartetts, in dem er bis 1989 mitwirkte. Lang und mit prominenten Namen gespickt ist die Liste seiner Kammermusikpartner. Nicht nur beim Attergauer Musiksommer gehörte er zum Stammpersonal.

„Erst vor wenigen Wochen durfte ich noch sein phänomenales und tief berührendes Spiel erleben“, so Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer in einem Nachruf. „Musikalische Stimmen wie jene von Franz Bartolomey sind es, die den Weltruf dieses Orchesters von singulärer Tonsprache begründen.“

Franz Bartolomey hat sich eben deshalb mit großem Engagement auch der Unterrichtstätigkeit und der Weitergabe des vielzitierten „Wiener Klangstils“, basierend auf dem Klang der legendären „Wiener Streicherschule“ gewidmet.

Schon 1989 hat Franz Bartolomey das Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg erhalten. Im Jahr seiner Pensionierung (2012) bei den Wiener Philharmonikern erschien sein Buch Was zählt, ist der Augenblick. Die Bartolomeys 120 Jahre an der Wiener Staatsoper im Amalthea Verlag.

Bild: Wiener Philharmoniker / CH. Hellhake