„Wir trennen uns schwer von den Sachen. Es dauert immer eine Weile, bis wir loslassen können.“ Jedes einzelne Stück ist den Damen und Herren von Kostüm und Maske ans Herz gewachsen. Alle paar Jahre freilich muss im Fundus ein wenig Platz geschaffen werden. Dann laden die Festspiele zum Stoff- und Kostümverkauf.
3000 Kostüme und Kostümteile - Robe, Harnisch oder Elfenkleid, Gehrock, Livree oder Neoprenumhang – sind auf 55 Kleiderstangen im Karl Böhm-Saal verteilt. Dazu Stoffballen auf Tischen und Glitzerketten oder Garnrollen in Schachteln. Hüte nicht zu vergessen.
Vieles ist schon ab fünf Euro zu bekommen. Für einzelne Gewänder aus kostbaren Stoffen sind freilich auch 250 Euro nicht übertrieben: Alle Stücke sind in den Werkstätten der Salzburger Festspiele in Handarbeit gefertigt worden.
Christina König, eine der Produktionsleiterinnen in Kostümabteilung, führt zu einer schweren aufwändigen und auffallend grasgrünen Robe: Anna-Kristiina Kaappola trug sie als „Königin der Nacht“ in Pierre Audis „Zauberflöten“-Inszenierung. Ein Kleid, mit dem sie, so erzählt Christina König, eine besondere Beziehung verbindet: „Ich habe es bei einer Schneiderprobe selber einmal getragen!“ Weil sie eine ähnliche Statur habe, wie die Sängerin.
Ein solches Kostüm kann natürlich in keiner weiteren Produktion mehr verwendet werden. Ein so auffälliges Stück bleibt in Erinnerung, kann quasi auf das Jahr genau einer Produktion zugeordnet werden. Und so kommt es eben in den Kostümverkauf: „Viele Kostüme haben eine solche starke Handschrift, dass man sie nicht wieder verwenden kann.“
Manches ist auch einfach zahlenmäßig zu viel, wie etwa die Ausstattung ganzer Chöre. Die Kostümabteilung behält sich quasi nur ein „Belegexemplar“. An die Bilder mit den grün-grauen Fräcken aus „Idomeneo“ erinnert man sich (hat es dazu nicht ein tolles Meeresungeheuer gegeben?). Auch die pastellfarbenen Fräcke kommen einem Bekannt vor. „Boreaden“ verrät das eingenähte Etikett. Beides haben die Damen und Herren des Salzburger Bachchores getragen. Nun hängen die Fräcke „reihenweise“ auf der Stange im Karl Böhm-Saal.
„Die Kleidung stammt aus dem Historienfundus und aus dem heutigen Fundus“, sagt Jan Meier. Er ist seit August vorigen Jahres Leiter für Kostüm und Maske, den Festspielen aber bereits als Assistent in mehreren Produktionen seit 2002 verbunden.
Das Jahr über beschäftigt seine Abteilung etwa dreißig Personen, ab Juli sind es dann oft bis zu dreihundert. Handwerker teils kaum mehr bekannter oder ausgeübter Berufe kommen zusammen: „Viele von ihnen aus Theatern in ganz Europa“, erzählt Christina König. „Die wissen alle, wie unser Laden rennt. Die kommen am 1. Juli und arbeiten los.“ Weißnäherinnen, Hut-, Schuh- oder Perückenmacher. „Wir machen ja alles selbst von der Unterwäsche bis zu den Perücken.“
In den Karl Böhm-Saal, sonst Pausenraum zwischen Haus für Mozart und Felsenreitschule, kommt man über das Faistauer Foyer und den Eingang neben dem Festspielshop in der Hofstallgasse. Es gibt bekanntlich keine Zufahrtmöglichkeit in die Hofstallgasse, aber der Zugang von der Mönchsberggarage ins Haus für Mozart ist heute Freitag (22.1.) geöffnet.