Szene-Intendant Michael Stolfhofer, Festspiel-Schauspieldirektor Thomas Oberender und Georg Daxner, potentieller Veranstalter eines „Public Viewing“ zur Fußball WM 2010, seien bei einem gemeinsamen Gespräch denn auch auf keinen grünen Zweig gekommen. So Michael Stolfhofer heute Mittwoch (3.2.) bei einem Pressegespräch im Republic. „Es wäre leichter, wenn die Politik sich äußern würde.“
Das wünscht sich auch Georg Daxner, der in Salzburg vor allem als Schöpfer und Veranstalter des „Winterfests“ bekannt ist. Er hat sich zusammen mit Kooperationspartner Herbert Vatschger um ein Public Viewing zur Fußball WM beworben: Keineswegs nur als „Zeltverleiher“, sondern, auch als Veranstalter: „Das soll eine wesentlich kleinere und feinere Geschichte werden, als vor zwei Jahren bei der EM.“ Ein „enges“ Zeitfenster, etwa eineinhalb Stunden vor den Fußballübertragungen, solle vom „Salzburger Musiknachwuchs in Kooperation mit Jazzit oder dem Rockhouse“ bespielt werden. Für Fußballknirpse soll es ein kleines Spielfeld geben. „Plötzlich sind alle vor den Kopf gestoßen, dass jemand aus der Kultur, 'einer von uns', etwas mit Fußball macht“, sagt Georg Daxner im DrehPunktKultur-Gespräch.
Die - an sich nahe liegende - Idee, mit dem „Public Viewing“ nach Lehen auf den Platz des ehemaligen Stadions gehen, ärgert Daxner: „Es gibt viele UEFA-Sponsoren. Aber ich glaube nicht, dass ein Sponsor sagt, er sei lieber in Lehen, als in der Altstadt.“ Tatsächlich gebe es, wie auch Michael Stolhofer betonte, noch keine Sponsoren, bestätigt Georg Daxner auf Nachfrage des DrehPunktKultur: „Ich kann keinen Sponsorvertrag abschließen, wenn ich noch keine Genehmigung von der Stadt habe.“ Er jedenfalls sehe die Sache gelassen und trete „gerne in einen Fairen Wettbewerb“.
Er persönlich bedaure, „dass Dinge, die alle ihre Berechtigung haben, jetzt scheinbar gegeneinander in der Arena“ stehen. Und er sei überzeugt, so Stolhofer, „dass die Vernunft siegen wird“. „Festspiele, Fußball und Szene gehen sich nebeneinander räumlich und zeitlich nicht aus.“ Das „Public Viewing“ würde drei Probentage der Festspiele beanspruchen und die Arbeit der „Szene“ beeinträchtigen.
Seit zwei Jahren arbeite man am Konzept der Sommerszene 2010 „Echt Salzburg. Das Festival zur Stadt“. Die Stadt werde aber erst tätig, so Stolfhofer, wenn ein Veranstalter ein „bis in alle Details fertiges Konzept vorlegt“. Jedenfalls hätte „bis in den vergangenen Herbst hinein“ niemand die Absicht gehabt, „am Residenzplatz Fußball zu machen“. Fassade, Hof und Gebäude der Alten Residenz stehen im Zentrum einer Performance der amerikanischen „Big Art Group“, die am 8., 9. und 10. Juli stattfinden soll.
Die „Szene“ sei die erste gewesen, die ein „wirklich formales Ansuchen“ gestellt habe, betont Stolhofer wieder einmal. Das hätten Beamte bestätigt. Tatsächlich sollen beim Grundamt der Stadt drei Ansuchen liegen, meint Georg Daxner: Das erste von Wolfgang Weiss von der Eventagentur „Future Events“, von der Stolhofer sagt, sie sei nicht mehr im Rennen. "Was meines Wissens aber nicht stimmt.“ Das zweite Ansuchen sei von der Szene und das dritte von ihm - Daxner. Ihn, „als Kulturmenschen“, habe tatsächlich niemand gefragt, ob er zu dieser Zeit in Sachen Fußball etwas machen wolle.
Zählt man den Mittersiller Event-Veranstalter Wolfgang Weiss dazu, kämpfen also drei Streiter um das Platzrecht (die Festspiel werden ja wohl auf alle Fälle Vorrang haben). Wolfgang Weiss sagt auf Nachfrage des DrehPunktKultur, dass er etwas „in Planung“, eine „ordnungsgemäße Reservierungsabsicht“ bei der Stadt eingereicht und im Übrigen nichts weiter zu sagen habe.
In einer Aussendung vom Dienstag (2.2.) bedauert auch die Initiative Kulturstadt Salzburg, dass sich die Auseinandersetzung um die Nutzung des Residenzplatzes im Juli 2010 "zugespitzt" habe. Lehen sei "die Wiege des Salzburger Fußballs" und es gebe dort "ein großes Areal, das Bespielung und Leben gut gebrauchen könnte". Damit sei eine direkte Verbindung zum Fußball gegeben. "Die Initiative Kulturstadt Salzburg vertritt die Auffassung, dass im Konfliktfall im Herzen Salzburgs Kultur Priorität haben muss."
Stolhofer geht jedenfall, trotz des Risikos, weiterhin davon aus, „dass wir nach einem Vorlauf von zwei Jahren unser Projekt auch dort machen“. Daxner hofft auf einen fairen Wettbewerb, Weiss äußert sich nicht. Jetzt ist die Altstadtkommission am Ball. Am 25. Februar um 14 Uhr Sitzung im Altstadtausschuss: Da soll Entscheidung fallen.