"Auch das 'Herumhängen' ist eine Aktivität, sagt der Wiener Pädagoge Richard Krisch. "Man trifft sich, redet miteinander, diskutiert aktuelle Dinge." Für Krisch, Pädagogischer Grundlagenreferenten des Vereins Wiener Jugendzentren und Lektor an der Fachhochschule Campus Wien, ist das auch eine Form von politischer Bildung für die jungen Menschen. Was die Älteren eher als zielloses "Herumhängen" wahrnehmen, sei in Wirklichkeit für die Jugendlichen Erfahren und Erleben. "Es geht weniger um die Nischen als um Teilhabe", erklärt Richard Krisch.
An diese Erkenntnisse knüpfe das Konzept der sozialräumlichen Jugendarbeit an, etwa in Salzburg "Streusalz", einem groß angelegten Pilotversuch im vergangenen Jahr, der heuer erweitert und wissenschaftlich begleitet wird.
"Zum einen bietet die sozialräumliche Jugendarbeit differenzierte Angebote zur Förderung und gibt Anstöße für Lern-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse, zum anderen unterstützt sie die Jugendlichen dabei, ihre Handlungs(spiel)räume in öffentlichen Räumen zu erweitern und sich an der Gestaltung ihrer Lebensumwelt zu beteiligen." Soweit das Soziologen-Deutsch. Konkret heißt es: Akzeptieren zu lernen, dass für Jugendliche bestimmte Räume etwas anderes bedeuten als für Erwachsene, die die Umfelder wesentlich "benutzungsspezifischer" sehen.
"Kinder und Jugendliche definieren Räume einfach um", sagt Richard Krisch. "Erwachsene setzen sich auf die Parkbank - Jugendliche aber auf die Wiese daneben. Oder sie hocken auf der Rückenlehne der Bank, um Risikobereitschaft zu signalisieren." Kinderspielplätze seien wegen ihrer schützenden Ausstattung "einer der Lieblingsplätze von Jugendlichen", weiß Krisch. Der Generationenkonflikt im öffentlichen Raum würde sich erübrigen, "wenn man über solche Dinge rechtzeitig ins Gespräch kommt", vermutet der Pädagoge.
Die Sozialarbeit in diesem Bereich dürfe freilich nicht "den Eindruck erwecken, dass neben jedem Jugendlichen ein Betreuer steht", so Bürgermeister Heinz Schaden am Donnerstag (18.2.) in einem Pressegespräch über die Aktion "Streusalz". Dem stimmt Richard Krisch uneingeschränkt zu: "Eher genau das Gegenteil soll signalisiert werden." Es gehe darum, Jugendlichen Räume zur Verfügung zu stellen, auch entsprechendes Zutrauen zu vermitteln. "Hinter jedem potentiellen Problem stehen ja oft auch besondere Fähigkeiten von Jugendlichen", und diese gelte es ihnen selbst und den anderen Stadtbewohnern einsichtig zu machen. Also: "Arrangements schaffen, Räume auftun, die man dann den Jugendlichen überlassen kann."