Es ist, wenn man es so sagen will, eine „Schubumkehr“: Vor zwei Jahren, als der Landes-Architekturpreis das letzte Mal ausgelobt wurde, war das Verhältnis 36 Bauwerke in der Stadt gegenüber 22 im Land. Diesmal standen elf Gebäude in der Stadt, aber 34 in ländlichen Gebieten zur Auswahl. Dass diesmal nur 43 Objekte eingereicht wurden (vor zwei Jahren waren es 58!) könnte mit der Wirtschaftskrise zu tun haben – vielleicht aber auch mit einem höheren Qualitätsbewusstsein.
Die diesjährigen Preisträger-Bauten sind die Tourismusschule in Bad Hofgastein von den Architekten Hemma Fasch und Jakob Fuchs und das Wohn- und Atelierhaus in der Priesterhausgasse 18 in Salzburg von Christine und Horst Lechner.
Ein Thema - so Roman Höllbacher von der Initiative Architektur, die den Wettbewerb für das Land durchführt – seien derzeit Schul-Erweiterungsbauten. Deshalb also ein Preis an die Tourismusschule in Bad Hofgastein (die kürzlich dafür auch den österreichischen Bauherren-Preis zugesprochen bekam). Eine Anerkennung wurde für die Erweiterung der Fachhochschule Salzburg am Campus Kuchl der Vorarlberger Architekten Dietrich/Untertrifaller ausgesprochen. Während die Kollegen in Bad Hofgastein mit unterschiedlichsten Materialien kombinierten, arbeitete man in Kuchl – eigentlich logisch in der Holz-Fachhochschule – ausschließlich und konsequent bis ins Detail mit diesem Werkstoff. „Halle 1“ bekam ebenfalls eine Anerkennung für die neue Eisenbahnbrücke in Lehen.
Bemerkenswert, dass diesmal das Augenmerk der Jury auch auf Dinge fiel, die mit Reflexion über Architektur zu tun haben. Das mit 7.500 Euro dotierte Stipendium erhält der 32-jährige Alexander Kollmann, der sich in seiner Diplomarbeit mit flexiblem Wohnen beschäftigt hat. Da geht es also um die Anpassung von Wohnungen und Räumen innerhalb von Baukomplexen an die jeweiligen Bedürfnisse des Lebensabschnitts.
Eine Anerkennung erhielt Kunstpädagoge Anton Thiel, der mit Schülern unter dem Motto „Haus in Bewegung“ temporäre und mobile Architekturen umgesetzt hat. „Pädagogische Werkzeuge für eine Sensibilisierung für architektonische und städtebauliche Fragen“, befand die Jury. Dazu LHStv. David Brenner: Diskussion, Dialog und konstruktive Kritik halte ich für essentiell, wenn es um die Weiterentwicklung der Gesellschaft geht. Die Kunst und Kultur, und damit die Architektur, sind zentrale Instrumente dafür.“
Die Initiative Architektur stellt in einer Ausstellung die eingereichten Arbeiten vor. Könnte es sein, dass die Würfel ausgedient haben? Mag sein, dass da eine einengende, beinahe sich dogmatisch gerierende Mode allmählich zu Ende geht. Auffallend jedenfalls, wie viele Raum-sprengende, skulpturhafte Architektur-Ideen umgesetzt wurden, vor allem im Bereich des privaten Bauens.