Die Kühe sind weg, die Hirtenkinder da

HINTERGRUND / SALZBURGER ADVENTSINGEN

08/09/23 Für die Hirtenkinder beim Salzburger Adventsingen beginnt Weihnachten immer schon in der letzten Woche der Sommerferien. Man trifft sich auf der Loferer Alm – ein viertägiger Crashkurs in Sachen Hirtenspiel.

Die Tage auf der Loferer Alm in der letzten Ferienwoche zählen immer zu den absoluten Highlights für die unter vielen Bewerbern ausgewählten Kinder. Am Anfang stehen eher schräge Töne, nach vier Tagen „sitzt“ das Spiel. Die Schauspiel-Regisseurin Gerda Gratzer vergibt die Rollen und studiert gemeinsam mit dem Tiroler Schauspieler Edwin Hochmuth (heuer in der Rolle des Rabbi zu sehen) die Texte ein. Sie bezeichnet die Probentage auf der Alm als „Lernklausur der besonderen Art“, denn hier merke man, wie leicht lernen sein kann. Viele motivierte Kinder mit einer schnellen Auffassungsgabe, lobt Gerda Gratzer ihre Schützlinge. „Am zweiten Tag kennen die Kinder bereits ihre Texte, das verblüfft mich immer wieder.“

Hans Köhl schätzt sich glücklich, denn „seit über zwanzig Jahren dürfen wir alljährlich unsere Hirtentage hier am prächtigen Soderkaser der Familie Dürnberger als Probenauftakt zum Salzburger Adventsingen durchführen. Eine Woche, bevor die Proben starten, ziehen die Kühe aus dem Stall aus, damit die Kinder hier proben können. Hier werden die Rollen für das kommende Hirtenspiel vergeben, die Kostüme anprobiert und es wird intensiv geprobt.“

Als Hans Köhl im Jahr 2000 die Leitung des Adventsingens übernahm, machte er sich auf die Suche nach einer Alm, wo die Hirtenkinder ungestört und authentisch proben können. „In keinem nüchternen Probenraum in der Stadt kann man dieses Probenambiente – mit Stallgeruch und Kuhglocken – erleben. Es ist von unschätzbarem Wert, dass sich die Kinder vier Tage konzentriert auf ihre Aufgabe vorbereiten können“, so Hans Köhl.

In diesem Jahr reisten fünf Hiatabuam und zwölf Hiatamadln im Alter zwischen 9 und 14 Jahren aus dem gesamten Bundesland Salzburg und dem angrenzenden Oberösterreich an. Das ist interessant, denn früher waren die Hirtenkinder früher Bubensache. Erst 1990 kam mit mit Katharina Herbst das erste Hiatamadl ins Team. „Für mich zählen bei den Kindern ausschließlich deren Talente und Charaktere“, sagt Hans Köhl.

Alle spielen ein Musikinstrument – und da sind einige sehr flexibel. „Nachdem unser Kontrabassist zu seinem Hauptinstrument Flügelhorn gewechselt ist, hatten wir keinen Kontrabass mehr. Unsere Lena ist dann von der kleinen Flöte zur großen Bassgeige aufgestiegen. Marlene ist auch ganz neu am Hackbrett und macht es schon so toll“, freut sich Gudrun Köhl-Korbuly.

Betreut werden die Hirtenkinder von Markus Helminger, der bereits 1971 selbst als Hiatabua auf der Bühne stand, dann als Schauspieler, Chormitglied mitwirkte und schließlich als „Hirtenvater“ die organisatorischen Fäden in der Hand hat, und von Gudrun Köhl-Korbuly, die seit zwanzig Jahren auch für das Wohl der jungen Mitwirkenden zuständig ist. Die Musikpädagogin Hildegard Stofferin zeichnet für die Arrangements und die Einstudierung der Musikstücke verantwortlich.

Markus Helminger vergleicht die Hirtenkinderschar gerne mit einer Fußballmannschaft: „Mit dem Stimmbruch bzw. Erwachsenwerden müssen sie uns verlassen, dann kommt ein Schub neuer Kinder, woraufhin sich das Team ganz schnell neu formiert.“ Heuer fügten sich sechs neue Kinder ins Team ein. Insgesamt sind nach einer Schätzung von Markus Helminger im Laufe der über 75 Jahre Salzburger Adventsingen zwischen 350 und 400 Hirtenkinder auf der Bühne gestanden.

Nach vierzig Jahren wird sich Hellmut Hölzl, ehemaliger Gewandmeister der Salzburger Festspiele, als Kostümbildner vom Adventsingen verabschieden. Diesmal ist er noch amWerk, aber seine designierte Nachfolgerin, Brigitte Schiebler, war diesmal schon auf der Loferer Alm.,um die Kostümanprobe mit den Hirtenkindern durchzuführen.

Fürchte dich nicht! heißt das diesjährige Stück. Es führt zurück in die Zeit um Christi Geburt, in die Lebens- und Glaubenswelt der jüdischen Schwestern und Brüder, in die Christus hineingeboren wurde. Wie Hans Köhl findet, passen diese Denkansätze wunderbar in unsere bewegten Zeiten, da sie die beharrliche Kraft der Hoffnung auf Frieden in sich tragen. (Salzburger Adventsingen/dpk-krie)

Sazburger Adventsingen, von 1. bis 17. Dezember im Großen Festspielhaus – www.salzburgeradventsingen.at
Bilder: Salzburger Adventsingen / Albert Moser