In einem halben Jahr wird’s ernst

REPORTAGE / PROBEHAUS HANNAK

13/07/23 Der Zeithorizont rückt entschieden näher. Wenn alles glatt geht, und danach sieht's im Moment aus, könnten im Jänner kommenden Jahres, also in sechs Monaten, die ersten freien Theater-und Tanz-Gruppen im neuen Probehaus auf den Hannak-Gründen aktiv werden.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Historie in Kurzfassung: Ein Probehaus für die Salzburger Theater-und Tanzszene war ja ein Dauerthema über Jahre, ja Jahrzehnte. Kurzzeitig hatte es so ausgesehen, dass Proberäume in der ehemaligen Rauchmühle eingerichtet werden könnten, aber dieser Traum ist rasch geplatzt, es fehlte der politische Wille der ÖVP. Nun aber ist es ernst. Eines der vielen Gebäude, die derzeit auf den Hannak-Gründen an der Bachstraße in Gnigl enstehen, ist eben das Probenhaus. Es ist schon deutlich über Rohbau-Zustand gediehen, die Stromleitungen und Heizungsrohre sind verlegt, die Wände der fünf Proberäume verputzt, die Türstöcke eingemauert. Die Böden müssen noch verlegt werden.

Bei einem Rundgang für Pressevertreter mit Vizebürgermeister Bernhard Auinger, Kulturamts-Leiterin Dagmar Aigner und Wilhelm Hannak, dem dieser Riesenschatz bebaubarer Stadt-Fläche gehört, konnte man sich ein erstes und schon recht anschauliches Bild machen von dem, was hier gerade entsteht.

954,25 Quadratmeter Nutzfläche auf drei Geschoßen werden zur Verfügung stehen. Die Stadt mietet das Gebäude mit 1. Jänner 2024 für zumindest zwanzig Jahre für monatlich rund 13.500 Euro. 1,2 Millionen Ausstattungskosten fallen an. Stadt und Land teilen sich Ausstattungs-, Miet- und Betriebskosten zu je fünfzig Prozent. Die Städtischen Betriebe (MA 7) werden das Probehaus Hannak führen, Künstlerinnen und Künstler werden es wochentags und am Wochenende von sechs Uhr früh bis Mitternacht nutzen können. Hier, in dieser künftigen Gewerbe- und Büro-Zone, gibt es ja so gut wie keine Anrainer, die man stören könnte.

„Es ist nicht einfach eine Fabrikshalle“, erklärte Bernhard Auinger die dann doch recht hohen Ausstattungskosten. Die Räume müssen zueinander und nach außen schallisoliert sein, an den Wänden und doppelt aufgehängten Decken braucht es besonders belastbare Befestigungsmöglichkeiten und dergleichen. Große Flächen, die sich an den Bühnen in der ARGEkultur und der Szene orientieren, sind eine Voraussetzung für die Praxistauglichkeit.

Tageslicht oder Blackbox? „Letztere wünschen sich eher die Theaterleute, während Tänzer lieber bei Licht proben“, weiß Dagmar Aigner. Sie erzählt auch, dass die schon weit gediehenen Planungen für die Rauchmühle jetzt sehr hilfreich gewesen seien fürs Probehaus Hannak. „Mindestens vier, besser sechs Meter Raumhöhe sind notwendig.“ Und es gibt auch einen ganz fensterlosen, also wirklich stockfinsteren Raum.

Was die Künstlerinnen und Künstler brauchen, wurde jedenfalls in jahrelangen Gesprächen erkundet. Es wird ein Haus speziell für die freien Theater- und Tanzgruppen, die sich dann hier einmieten können. Wie viel wird das kosten? „Wir orientieren uns an den Kosten für bestehende Proberäume in der Stadt“, sagt Dagmar Aigner und betont: „Es soll leistbar sein.“ Über Monats-, Wochen-, vielleicht auch Tagestarife sei man gerade im Gespräch.

Für die Orchester sei das neue Haus nicht geeignet, das ist eine andere Schall-Kategorie. „Das würde die Kosten exorbitant in die Höhe treiben“, so Vizebürgermeister Auinger. „Die Camerata hat als international tätiges Orchester ein eigenes Haus verdient.“

Ein Manko ist, dass es (vorerst) keine Werkstätten gibt, aber auch da sei eine Lösung in Griffweite, sagt Bernhard Auinger. Die Stadt werde eine Halle anmieten. Vorerst werden nur Tische drin stehen. Was es dann noch an Infrastruktur braucht, soll mit jenen Künstlerinnen und Künstlern konkret geklärt werden, die dann tatsächlich hier proben. „Die Wünsche an eine solche Werkstatt haben eine weite Bandbreite“, weiß Dagmar Aigner, und der Vizebürgermeister spricht hinsichtlich der Werkstatt von einer Entwicklungsoption.

Wilhelm Hannak über das Gesamtprojekt zwischen Bachstraße und Gewerbehofstraße: „Vor einem Jahr haben wir mit dem Bauen begonnen, jetzt ist bereits so gut wie alles vermietet.“ Auf den Hannak-Gründen geht es immerhin um 13.000 Quadratmeter Gewerbe- und Bürofläche. Hannak verweist auf die Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern und die Tiefenbohrungen bis zu 120 Meter. Die Gebäude, die hier emporwachsen, werden also, was die Energieressourcen anlangt, ziemlich nachhaltig sein.

Für die Salzburger Kulturszene steht die Nachhaltigkeit des Probehauses Hannak außer Frage. Von seinem „Meilenstein in Richtung professionelle Arbeitsbedingungen“ spricht Dagmar Aigner.

Bilder: dpk-krie