Ans Fell klammern

PÄDAGOGISCHE WERKTAGUNG / GEBORGENHEIT

13/05/19 Der Verhaltensforscher Harry Harlow sperrte in den Sechzigern kleine Rhesusaffen in einen Käfig mit zwei Mütter-Attrappen drin. Eine aus Draht mit Milchflasche. Eine mit Fell überzogen, ohne Futter. Sogar hungrig kuschelten die Affenbabys mit der „Mutter“ - sie suchten Geborgenheit. Das menschliche Ur-Verlangen ist Thema der Internationalen Pädagogischen Werktagung 2019.

Die Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg, eine der bedeutsamsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum, findet heuer zum 68. Mal statt. Im Fokus der erstmals auf drei Tage verkürzten Tagung steht von 10. bis 12 Juli das Thema „Geborgenheit finden“.

Renommierte Referentinnen und Referenten nehmen die dem Menschen ureigene Sehnsucht nach Geborgenheit aus verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe und stellen Fragen wie etwa: Wo fühlen Kinder sich geborgen? Wo finden Pädagoginnen und Pädagogen selber Geborgenheit in einer Zeit des „unbehausten“ Menschen – in der es offensichtlich vorkommen kann, dass Schüler Lehrer rempeln und Lehrer Schüler bespucken. Untersucht werden solle aber auch, so die Verantwortlichen, welche Formen der Suche nach Geborgenheit problematisch werden können.

Joachim Bauer etwa betrachtet das Thema Geborgenheit vom neurobiologischen Standpunkt aus und sieht es als natürliches Grundbedürfnis im Menschen verankert: „Essentiell für die Entwicklung von Kindern sind sinnstiftende Beziehungen zu anderen Kindern und maßgeblichen Bezugspersonen.“
Silke Birgitta Gahleitner hingegen widmet sich in ihrem Vortrag psychosozialer Geborgenheit nach der Erfahrung von Traumata: „Für die Bewältigung von negativen Lebensereignissen und traumatischem Vertrauensmissbrauch brauche es einen 'sicheren Ort'.“ Dieses Konzept werde in Bezug auf die Fachrichtung Traumapädagogik erläutert und diskutiert. Weiters bietet die Werktagung viele weitere Ansätze zur Betrachtung des Themas Geborgenheit in Zusammenhang mit Erziehung, digitalen Medien, Spiritualität oder Sprache.

Die Internationale Pädagogische Werktagung gewährt seit 68. Jahren Personen, die in ihrem Berufsfeld mit Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen arbeiten, Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse. Diese werden von kompetenten Referentinnen und Referenten in einer interdisziplinären Zusammenschau vorgestellt, pädagogisch aufbereitet und in Arbeitskreisen vertieft. Ein Anliegen der Tagung sei es seit jeher, einen Raum für Begegnung und Austausch zu schaffen und den Teilnehmern so die Möglichkeit zu bieten, soAnton A. Bucher, der
Präsident der Internationalen Pädagogischen Werktagung, „
neue Erkenntnisse zu gewinnen und persönlich-spirituelle Bereicherung zu erfahren“. Was die neue „Zeitstruktur“ von nunmehr drei Tagen Dauer betrifft, sei man „überzeugt, mit dem kompakten Format den beruflichen und zeitlichen Anforderungen der Pädagoginnen und Pädagogen mehr entsprechen zu können“.

Die Tagung wird veranstaltet vom Katholischen Bildungswerk Salzburg in Kooperation mit der Caritas Österreich und der Universität Salzburg, unterstützt vom Bundesministerium für Bildung. (KBW/dpk-kainz)

Die Internationale Pädagogische Werktagung findet statt von Mittwoch 10. Juli bis Freitag 12. Juli – Information und Programm www.bildungskirche.at - das Programm zum Download
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