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Erdäpfelstärke

STICH-WORT

09/05/19 Daran, dass Kultur ganz unmittelbar mit Erdäpfelstärke zu tun hat, haben wir ja nie ernsthaft gezweifelt. Schließlich gibt es im Lungau schon seit geraumer Zeit das verdiente Festival Eachtling & more. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Auch in Hollersbach setzt man auf den Rohstoff für die Fritten.

Von Reinhard Kriechbaum

Für das Projekt Stark mit Erdäpfel – Erdäpfelstärke ist nun dem Verein Hollersbacher Kräutergarten und Bienenlehrpfad der mit 6.000 Euro dotierte Salzburger Volkskulturpreis zugesprochen worden. Den kleinen Grammatikfehler – Stark mit Erdäpfeln sollte es doch wohl heißen – wollen wir hier großzügig übersehen. Hauptsache Erdapfel und nicht Kartoffel!

Eigentlich sind die Erdäpfel ja Zuwanderer: Von Südamerika sind sie zuerst nach Spanien gekommen (erste Erwähnung dort: 1573). Erst sah man das Gewächs ja als Zierpflanze an. Es hat sich dann aber schnell der Närwert herumgesprochen. Ein bemerkenswertes Dokument in unserem Land: Im niederösterreichischen Stift Seitenstetten verfasste der Benediktinerabt Caspar Plautz ein Kochbuch mit Kartoffelrezepten, das bereits 1621 in Linz erschien.

Andrea Rieder vom Verein Hollersbacher Kräutergarten und Bienenlehrpfad setzt sich seit Jahren für die von ihr als „Universalgenie“ bezeichnete Kartoffel ein. „Besonders in den Gebirgsgauen gehörten die Erdäpfel zu den wichtigsten Kulturgütern, da sie das Überleben sicherten. Altes Wissen weitergeben, in unseren heutigen Alltag einbauen und vor allem dies auch in Projekten mit Schülerinnen und Schülern zu vermitteln ist eine Kernaufgabe des Projektes“, erläutert Andrea Rieder. Neben der Sortenvielfalt und den Anbaumethoden werde auch gezeigt, wie viel „Gesundes und Pflegendes“ in der Knolle steckt. Dies wurde in der Broschüre „Eine Knolle, die es in sich hat“ zusammengefasst.

Nicht zum ersten Mal übrigens, dass eine Jury für den Salzburger Volkskulturpreis auf Kultur-Früchte gekommen ist: 2015 ging der Hauptpreis an den Obst- und Gartenbauverein Bramberg bzw. den Verein Tauriska, für das Bramberger Obstprojekt. Dort hat man ab 2006 10.000 Apfelbäume gepflanzt und eine Obstpresse angeschafft. Alte Apfelsorten blieben erhalten.

Im Rahmen des Salzburger Volkskulturpreises werden auch Förderpreise (je 3.000 Euro) vergeben. Die wurden dem Pinzgauer Volksschulprojekt Volkskultur macht Schule, und dem Buchprojekt Textile Landschaft Salzburg von Monika Thonhauser zugesprochen. „In der Entscheidung spiegelt sich die große Bandbreite der Volkskultur – vom bewussten Umgang mit heimischen Lebensmitteln über die zeitgemäße Vermittlung von traditionellen Liedern, Tänzen und Musik bis hin zu einer wissenschaftlichen Dokumentation über die Kulturgeschichte der Spitzenklöppelei in Salzburg und der Vermittlung dieser Handwerkstechnik“, so LHStv. Heinrich Schellhorn.

Engagierte Musikum-Lehrer unter Federführung von Gerhard Schmiderer, Gunther Kalcher und Gottfried Standteiner haben das Projekt Volkskultur macht Schule mit den Pinzgauer Leader-Regionen Nationalpark Hohe Tauern und Saalachtal (Barbara Machreich und Georgia Pletzer), dem Musikum, den Gemeinden, den Heimatvereinen und dem Salzburger VolksLiedWerk entwickelt. Ziel ist es, den Kindern der Region Volkslieder und Tänze näherzubringen.

Bei Textile Landschaft Salzburg – Spitzenhafter Luxus und tägliches Brot 1600-1800 handelt es sich um eine wissenschaftliche Arbeit und ein Buchprojekt von Monika Thonhauser über die Klöppelspitze, ihre Geschichte, Tradition, historische und aktuelle Bedeutung in Salzburg.

Der Salzburger Volkskulturpreis wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist ein Preis des Landes Salzburg mit Unterstützung der Kurt- und Felicitas-Vössing-Stiftung.

Die Preise werden am 12. Juni um 19 Uhr im ORF-Landesstudio überreicht.
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