Der Raum zwischen den Räumen

KUNST-LITFASS-SÄULEN

23/08/23 258 Litfaßsäulen sorgen mit City Light-Säulen und Digitale City Lights für markante Werbeauftritte. Zum neunten Mal heuer verwandelten sich Litfaßsäulen aller Generationen zum temporären Kunstschauplatz.

Von Heidemarie Klabacher

Grafisch spannend, inhaltlich erschreckend ist die Timeline der Femizide in Österreich. Ganz in der Nähe lädt Daniel Car Passanten dazu ein, seine Säule am Franz-Josef-Kai Höhe Klausentor, mitzugestalten: „Plakatieren erwünscht“. Spannend die ebenfalls benachbarte Säule von David Fisslthaler, der das „Nichts“ zwischen Gebäuden zum Sujet gewählt hat. Seine Arbeit zeige, so der Expertensprech, wie „die Abbildung von Raum als Negativraum zwischen Architekturen und Gebäuden im städtischen Umfeld thematisiert und umgesetzt werden“ könne. Trotzdem eine tolle Säule. „Landschaft“ als Ideal, wirklichkeit und Realität ist das Thema von Gertrud Fischbacher.

„Wie der Mensch Teil dieser Landschaften oder Architekturen werden kann, verdeutlichen fotografische Blicke hinter die Festspielbühne von Marion Kalter.“ Eine Landkarte der echten Gefühle schuf Maja Spasova. Wie schwer es sein kann, den Unterschied zwischen KI-generierten und menschen-fotografierten Bildern zu finden, zeigt Herman Seidl.

Die Kunstlitfaßsäulen dieses Jahres werfen den Blick „geradezu sezierend“ auf den Gegensatz zwischen erlaubtem kommerziellem und dem verbotenen nichtkommerziellen Plakatierens gelegt. Die Kulturabteilung der Stadt Salzburg, Kunstbeirat, Progress Werbung und Kulturabteilung des Landes laden seit 2013 zum Wettbewerb der „Kunst-Litfaßsäulen“.

Die ausgewählten und im öffentlichen Raum affichierten Kunstwerke werden mit je 1.000 Euro prämiert. Die Herstellung und Umsetzung wurde wieder von der Progress Außenwerbung übernommen. Auch heuer gibt es zwei Kunst-Litfaßsäulen außerhalb der Stadt, und zwar in Grödig und Hallein. 

23 Einreichungen hat heuer gegeben. Ausgewählt wurden die Projekte von Gertrud Fischbacher, Marianne Lang, Katrin Froschauer, Maja Spasova, Herman Seidl, David Fissthaler, Daniel Car, Marion Kalter, Dominik Gegaj und David Muth. Die Präsentation fand heuer ein wenig im Schatten der Festspieleröffnung statt, zu sehen sind die Arbeiten offiziell bis Ende August. Für Dagmar Aigner, Leiterin der Abteilung Kultur, Bildung und Wissen, ist das Projekt ein wichtiger Bestandteil der Salzburger Kunstszene: „Zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren, Künstlerinnen die Möglichkeit zu geben, mit Themen, Materialien und Ausdrucksformen zu spielen, und das Ergebnis über die Stadtteile hinweg vorzustellen – das verdichtet sich kurz gesagt in den Kunst-Litfaßsäulen.“

„Wir haben unsere wirtschaftliche Grundlage im öffentlichen Raum, daher freut es uns, mit dieser Aktion der Öffentlichkeit gratis und barrierefrei Kunstgenuss zu ermöglichen“, sagt Fred Kendlbacher von der Progress Werbung. Die Kunst-Litfaßsäulen-Aktion sei „ein ganz besonderer Weg der Kunstförderung und gleichzeitig eine wunderbare Chance für alle Menschen mit Kunst in Berührung zu kommen“. Das „anhaltende Interesse der Künstlerinnen, sich mit dem Medium Plakatsäule auseinanderzusetzen“ zeige, „welche künstlerischen Reaktionen auf relevante und aktuelle Zeitgeschehnisse erfolgen und welche Botschaften in Konkurrenz zu den Werbebotschaften um die Aufmerksamkeit der Menschen buhlen“, sagt Elfrid Wimmer-Repp, die Vorsitzende des Kunstbeirats der Stadt Salzburg.

Bilder: Stadt Salzburg / Uwe Brandl (2); dpk-klaba (2)
stadt-salzburg.at